Barrierefreiheit

Barrierefreiheit planen und bauen

Architektenkammer und Handwerkskammer informierten über gesetzliche Grundlagen und Maßnahmen

In einigen Monaten soll die Novelle der Landesbauordnung in Kraft treten. Die Belange von Barrierefreiheit und Klimaschutz werden dann stärker beim Planen und Bauen verankert. Wie barrierefreies Bauen konkret aussehen kann, darüber informierten die Architektenkammer Rheinland-Pfalz, das Bauforum Rheinland-Pfalz und die Handwerkskammer der Pfalz bei der Informationsveranstaltung "Ohne Schwelle - Barrierefreiheit planen und bauen" im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Kaiserslautern.

Die rheinland-pfälzische Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen informierte über die Hintergründe der geplanten Änderungen. "Wir nehmen den Auftrag ernst, Menschen mit Behinderungen vor Benachteiligung zu schützen und auf ihre Integration und die Gleichwertigkeit ihrer Lebensbedingungen hinzuwirken. Deshalb ist die Stärkung barrierefreien Bauens ein wichtiger Schwerpunkt der aktuellen Reform der Landesbauordnung", so Doris Ahnen in ihrem Eröffnungsbeitrag.

Dem stimmte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ralf Hellrich zu. Er machte deutlich, dass sich das Handwerk intensiv mit der Umsetzung des barrierefreien Bauens auseinandersetzen müsse. Durch die demografische Entwicklung nehme das Interesse an altersgerechtem Wohnraum zu. Und das sei "sowohl eine Herausforderung als auch ein Geschäftsfeld für das Handwerk".

"Hinkommen, Reinkommen, Klarkommen" - auf diese kurze Formel brachte Matthias Rösch, Landesbeauftragter für die Belange behinderter Menschen, in seinem Impulsvortrag, worauf sich seine Forderungen konkret beziehen. Barrierefreiheit sei Voraussetzung für Inklusion und Selbstbestimmung und damit wesentlich für die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Er machte klar, welche guten Beispiele es bereits gibt. Und er ließ mit der Aussage "Behindern ist heilbar!" keinen Zweifel daran, dass es darum geht, die Barrieren zu beseitigen, die eine Behinderung erst ausmachen.

Selbstverständlicher Komfort für alle sei, so Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, ein Ziel, das die Kompetenz und die Kreativität aller herausfordere. Die Architektenkammer beteiligt sich daher seit vielen Jahren unter anderem an der Landesberatungsstelle für Barrierefreies Bauen und Wohnen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und dem großen Bedarf an altengerechten und barrierefreien Wohnungen machte er deutlich, dass es zunächst darauf ankomme, die Schwellen in den Köpfen abzubauen, die vor den Türen und Duschen fielen dann fast von selbst.

Henning Knauber von der Technischen Universität Kaiserslautern stellte eine Marktrecherche vor und zeigte Möglichkeiten auf, anstehende energetische Sanierungen mit der Herstellung von Barrierefreiheit bei älteren Gebäuden zu verwirklichen. Mit dem Forschungsvorhaben des Bauforums "Aufzug statt Auszug" wurden demnach kostengünstige Lösungen für die Sanierung von Wohnanlagen der 50er bis 80er Jahre ausgelotet, die im Zuge anstehender Sanierungsmaßnahmen auf eine oft mit den Gebäuden gealterte Bewohnerschaft angepasst werden sollten.

Die Architektin Maria Böhmer rief dazu auf, einfache Maßnahmen, die viel zur Barrierefreiheit beitragen, gerade im Wohnungsbau zum Standard zu machen: Breite Türen, reduzierte Schwellen und stufenlose Wege sowohl im Wohnumfeld wie innerhalb des Hauses kosten im Neubau beinahe nur mehr Nachdenken. Badezimmer mit ausreichend Bewegungsflächen und große Küchen wünschen sich viele Menschen. Die zusätzlichen Quadratmeter bieten allen Bewohnern mehr Komfort und Begegnungsräume. Noch konkreter in die Umsetzung ging Heike Eberle. Die Geschäftsführerin des gleichnamigen Bauunternehmens aus Landau präsentierte konkrete Anpassungen von Wohnungen, aber auch von öffentlichen Gebäuden und Außenanlagen.