Mannert 2015

Im Porträt: Präsidentin Mannert

"Das Wir im Handwerk und nicht das Ich in den Mittelpunkt stellen"

Im Porträt: Die Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz, Brigitte Mannert, im Gespräch mit der DHB-Regionalredaktion 

Seit fünf Jahren ist Brigitte Mannert Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz - und bei 53 Handwerkskammern in Deutschland damit eine von zwei Frauen, die dieses Spitzenamt wahrnimmt. Damit hat sie weit über die Pfalz hinaus Aufsehen erregt und Anerkennung gefunden - und dabei bleibt es für weitere fünf Jahre. Denn die Vollversammlung der Handwerkskammer hat sie im Dezember 2014 bei nur vier Stimmenthaltungen mit einer eindrucksvollen Mehrheit im Amt bestätigt. 

Für die Friseurmeisterin, die mit ihrer herzlichen Ausstrahlung für das pfälzische Handwerk viele Sympathien in Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit gewonnen hat, ist dieses Ergebnis "eine Anerkennung und ein großer Vertrauensbeweis". Außerdem ein Beleg dafür "dass die Arbeit in den Gremien der Handwerkskammer kooperativ und das Verhältnis zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern sehr gut ist". Mit diesem Rückhalt die Interessen des Handwerks weiter zu vertreten, sei ihr eine "Herzensangelegenheit", sagt sie. Und: "Ich freue mich, diese Arbeit weiterführen zu können". 

Beim Rückblick auf ihre erste Amtsperiode verweist sie auf die "gute Zusammenarbeit" mit der Fachorganisation: mit Kreishandwerkerschaften, Innungen und Verbänden. Als größte Erfolge, die während ihrer ersten Amtszeit verwirklicht wurden, nennt sie unter anderem: den Neubau eines Bauzentrums und die Umstrukturierung des Berufsbildungs- und Technologiezentrums in Ludwigshafen sowie die Einführung einer Sonderumlage für die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung. Mit der Umlage sei es gelungen "nicht ausbildende Betriebe an der Ausbildung junger Menschen zu beteiligen" - und damit habe das Handwerk "Gemeinsinn und Solidarität bewiesen". 

Zu den Aufgaben, die sie am liebsten wahrnimmt, zählt die Präsidentin Veranstaltungen der Kammer wie die Jungmeister- und Altmeisterfeier und den Neujahrsempfang. Das Handwerk habe bei solchen Gelegenheiten "die Chance, sich in der Öffentlichkeit nicht nur als moderner Wirtschaftsbereich, sondern auch als Gemeinschaft mit moralischen Werten und kulturellen Wurzeln zu präsentieren". Deshalb sei es ihr wichtig, die während ihrer Amtszeit aufgenommenen Kontakte zur evangelischen und katholischen Kirche weiter zu pflegen. 

Genauso wichtig ist ihr aber auch die Kontaktpflege zu den Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer. Wie schon in ihrer ersten Amtsperiode, will sie in den nächsten fünf Jahren möglichst viele Betriebe besuchen. Das sei deshalb wertvoll, "weil man die Inhaber kennenlernen, ihre Probleme wahrnehmen und ihre Anregungen aufnehmen kann". Darüber hinaus sei es für die Beziehung zu den Handwerksbetrieben von Vorteil, "wenn die Handwerkskammer ein Gesicht bekommt". Und Vergleichbares gelte, so fügt sie hinzu, für die Kontakte zu Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. 

Zu den weiteren Aufgaben, denen sie sich in ihrer zweiten Amtsperiode widmen will, zählt Brigitte Mannert: Jugendliche für das Handwerk zu gewinnen, den Fachkräftebedarf zu sichern und dem Meisterbrief den Rücken zu stärken. Die Ausbildung im Handwerk wird nach ihrer Einschätzung "unterschätzt" und es gelte herauszustellen, "dass eine berufliche Ausbildung genauso viele Karrieremöglichkeiten eröffnet wie ein Studium". Das betreffe alle Jugendlichen - und "neben Gymnasiasten und Studienabbrechern muss das Handwerk auch Migranten und Flüchtlinge für sich gewinnen". 

Bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs appelliert sie vor allem an die Eigeninitiative der Betriebe. Dazu gehört nach ihrer Auffassung: Mitarbeiter mit attraktiven Arbeitsbedingungen an das Unternehmen zu binden, Mitarbeitern Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, Frauen für das Handwerk zu gewinnen und ihnen ein familienfreundliches Arbeitsumfeld zu bieten, eine betriebliche Gesundheitsvorsorge und altersgerechte Ausgestaltung der Arbeitsplätze sowie Löhne und Ausbildungsvergütungen, die an Tarifverträge gebunden sind. 

Den vor kurzem vom Deutschen Bundestag verabschiedete Entschließungsantrag zur Erhaltung der Meisterpflicht betrachtet Brigitte Mannert als "ein ermutigendes Zeichen und Rückenwind durch die Politik". Allerdings dürfe man sich auf diesem Erfolg nicht ausruhen. "Ohne den Meisterbrief gibt es keine duale Ausbildung", erläutert sie, und fügt hinzu: "Darüber hinaus ist der Meisterbrief ein Kulturgut, das als Vorbild für Europa gelten kann und auf das wir stolz sein dürfen". 

Für ihre zweite Amtszeit wünscht sie sich deshalb vor allem, dass das Handwerk "diesen Stolz auch zeigt" und als "kulturbildende Kraft" wahrgenommen wird. Das gehe allerdings nur im Schulterschluss mit den Gremien der Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaften, Verbänden und Innungen. Und deshalb müsse "das Wir im Handwerk und nicht das Ich in den Mittelpunkt gestellt" werden.