Firma Schwerdtfeger

Zweite Chance für Berufsabschluss

Handwerkskammer der Pfalz unterstützt mit ihrem Projekt "Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz)" zwei Mitarbeiter aus Handwerksbetrieben in Kaiserslautern und Ludwigshafen dabei, einen Berufsabschluss nachzuholen 

Der demografische Wandel und zurückgehende Schulabgängerzahlen führen im Handwerk zu einem zunehmenden Fachkräftemangel. Gleichzeitig haben in Deutschland 1,4 Millionen Menschen zwischen 25 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Und deshalb wird es immer wichtiger, den Fachkräftedarf im Handwerk durch die Nachqualifizierung von Erwachsenen zu sichern. 

Im Rahmen des Projektes "Nachqualifizierung in der Pfalz", das bei der Handwerkskammer der Pfalz durchgeführt wird, können Mitarbeiter, die ohne Berufsabschluss in einem Handwerksbetrieb beschäftigt sind, einen anerkannten Berufsabschluss nachholen. Dafür gibt es, so erläutert Projektleiter Frank Bixler, zwei Möglichkeiten: Zum einen die Teilnahme an einer Externenprüfung, die an bestimmte Voraussetzungen wie anrechenbare Beschäftigungszeiten oder die Absolvierung von Vorbereitungskursen gebunden ist. Als zweiten Weg gibt es die betriebliche Einzel-umschulung, die einer regulären Berufsausbildung entspricht, in der Regel aber um ein Drittel kürzer ist. 

Den ersten Weg hat Alexander Lange abgeschlossen. Nach über fünfjähriger ungelernter Tätigkeit als Helfer im Metallhandwerk bei der Reinhard Kissler Energiemontagen GmbH & Co. KG in Ludwigshafen ließ er sich von Frank Bixler über die Möglichkeiten einer Nachqualifizierung beraten. Nach einer Kompetenzfeststellung wurde für ihn ein Qualifizierungsplan zur Vorbereitung auf die Externenprüfung erarbeitet, zu dem unter anderem berufsbegleitende Vorbereitungskurse gehörten, die im Berufsbildungszentrum Landau durchgeführt wurden. 

Mit Erfolg: denn Ende Januar hat der 34-Jährige die Gesellenprüfung zum Metallbauer abgelegt. Unterstützt wurde er dabei auch von seinem Arbeitgeber, einem Unternehmen der Elektrotechnik, das über 200 Mitarbeiter beschäftigt. Für Christian Amon, kaufmännischer Geschäftsführer der Kissler GmbH & Co. KG, eine Selbstverständlichkeit. "Wenn jemand den Willen und das Engagement mitbringt, sich weiterzubilden, ermöglichen wir ihm dies", erklärt er. Das sei von Vorteil, "da die gebündelte Konzentration von Facharbeitern uns wettbewerbsfähig macht. Damit sichern wir die langfristige Zukunft des Unternehmens". 

Auch für Alexander Lange hat sich die Nachqualifizierung gelohnt. Er habe während der Ausbildung viel Unterstützung und Anerkennung von seinen Vorgesetzten und Kollegen erfahren, berichtet er. Besonders wichtig sei ihm gewesen, "als Metallbauer mit abgeschlossener Ausbildung ernst genommen zu werden". Und auch finanziell habe sich die Nachqualifizierung gelohnt, "weil sich nach Bestehen der Prüfung auch mein Gehalt geändert hat". 

Den zweiten Weg hat Jörg Neufeld eingeschlagen. Der gehörlose 44-Jährige, der seit 2012 für das Sanitätshaus Schwerdtfeger in Kaiserslautern als Produktionshelfer tätig ist, hat sich 2013 dazu entschlossen, den Berufsabschluss zum Orthopädieschuhmacher nachzuholen. Aufgrund seiner Gehörlosigkeit und den damit verbundenen Einschränkungen - so musste zum Beispiel eine Berufsschule gefunden werden, die Gehörlose unterrichtet - entschied man sich für eine betriebliche Einzelumschulung, die von der Agentur für Arbeit gefördert wird. Die Zwischenprüfung hat er bereits erfolgreich abgelegt. 

Für Stefan Egelhof war es keine Frage, seinem Mitarbeiter die berufliche Nachqualifizierung zu ermöglichen. "Er war mir auf Anhieb sympathisch", erzählt der Betriebsinhaber. Und ein Problem mit der Behinderung gebe es auch nicht, denn "wir haben von Natur aus ständig mit Menschen mit Behinderung zu tun und auch sehr viele Mitarbeiter mit Beeinträchtigungen." So wurden anfängliche Verständigungsprobleme durch ein klärendes Gespräch aus der Welt geschafft und der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit gelegt. Für ihn ist sicher: 
"Im Februar besteht er die Gesellenprüfung und dann haben wir eine tolle neue Fachkraft". 

Jörg Neufeld fiel die Entscheidung zur Umschulung zunächst nicht leicht, weil er den Lernstoff in verkürzter Zeit verinnerlichen muss und während des Berufsschulunterrichts am Berufskolleg Essen von seiner Familie getrennt ist. Aber er ist seinem Arbeitgeber dankbar und hat, wie er sagt "jetzt erst so richtig realisiert, wie gut diese Entscheidung für seine Zukunft ist". Er sei sehr glücklich, nach vielen Jahren, in denen er immer nur für höchstens ein Jahr bei einem Betrieb beschäftigt war, endlich "einen Chef gefunden zu haben, der ihm diese Chance bietet". 

Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer der Pfalz Ralf Hellrich sowie Hans-Joachim Omlor, Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, machten bei einem Betriebsbesuch beim Sanitätshaus Schwerdtfeger deutlich, dass Nachqualifizierungen einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung im Handwerk leisten können.

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