Frey_Venturella

Ausbildung ohne Grenzen

Grenznaher Tischlerbetrieb bildet erstmals französischen Lehrling aus

Die alteingesessene Tischlerei Frey aus Schweighofen bildet dieses Jahr erstmals einen jungen Mann aus Frankreich zum Schreiner aus. Der 15-jährige David Burret wohnt in der grenznahen Region, besucht während seiner zweijährigen Ausbildung in Frankreich die Berufsschule und in Deutschland den Ausbildungsbetrieb.

Nur ein paar Kilometer trennen seinen Wohnort von seiner Ausbildungsstätte, die er jeden Tag mit dem Motorroller zurücklegen möchte.

Francesca Venturella, die in der Handwerkskammer der Pfalz das Projekt „Grenzüberschreitende Ausbildung“ betreut, besuchte die Tischlerei der Firma Frey Treppenbau in Schweighofen, die in Kandel einen weiteren Standort mit einer ca. 2.000 qm großen Ausstellung rund um den Innenausbau hat, und erläuterte die Modalitäten der grenzüberschreitenden Ausbildung.

Burret kam über den Beruf seines Vaters, einem Zimmermann, mit dem Werkstoff Holz in Berührung und fand bereits sehr früh Gefallen daran. Er beherrscht sowohl die deutsche als auch die französische Sprache, was ihm die Kommunikation mit seinem Ausbilder und den neuen Kollegen erleichtert.

Ein Praktikum in den Werkstätten der Firma Frey hat ihn in seinem Vorhaben, eine Tischlerausbildung zu machen, bestärkt. Geschäftsführer Jochen Frey beschäftigt in seinem Unternehmen einige französische Mitarbeiter; einen Auszubildenden aus dem Nachbarland hatte er bisher jedoch noch nicht. Der Betrieb beschäftigt an seinen Standorten in Kandel und Schweighofen ca. 45 Mitarbeiter, davon allein in Schweighofen derzeit vier weitere Auszubildende. Das breit gefächerte Produktionsspektrum der Tischlerei gestattet eine vielseitige und umfassende Ausbildung.

Im Gegensatz zu Deutschland unterscheidet sich in Frankreich der Beruf des Tischlers von dem des Schreiners durch die Dauer und die Inhalte der Ausbildung. Über das Berufsbild des Schreiners hinaus vermittelt die dreijährige Tischlerausbildung auch künstlerische Elemente wie etwa Furnier-, Intarsien- und Einlegearbeiten. Nach der in Frankreich üblichen zweijährigen Ausbildungszeit zum Schreiner können sich die Gesellen durch diverse Fortbildungsmaßnahmen weiter qualifizieren.

Zudem hat der französische Auszubildende die Möglichkeit, in Deutschland eine sogenannte Externenprüfung zu absolvieren, die ihm eine Teilnahme an einer deutschen Gesellenprüfung ermöglicht.

13 Wochen Berufsschule muss Burret im Jahr im Wechsel mit seiner betrieblichen Ausbildung absolvieren. In Frankreich übernehmen die Berufsschulen auch einen Teil der praktischen Ausbildung und führen den Auszubildenden an die Bedienung von modernen Maschinen heran, die im Betrieb eingesetzt werden. Die schulische Ausbildung ist sehr berufsbezogen - der Praxisanteil ist höher als der theoretische Anteil am gesamten Unterrichtsvolumen. Die Berufsschule verfügt über deutschsprachiges Lehrpersonal - Burret steht es frei, ob er im nahen Wissembourg oder in Haguenau die Schule besuchen möchte.

Die Region Alsace übernimmt die in Frankreich anfallenden Schulgebühren; Fördervoraussetzung ist der Wohnort des Auszubildenden in Frankreich. Auch die umgekehrte Version wäre im Rahmen des Projektes möglich: Deutsche Jugendliche können auch in Frankreich eine Ausbildung absolvieren.

Für Frey bedeutet die Ausbildung des jungen Franzosen aktive Nachwuchssicherung, denn er würde den jungen Mann auch nach der bestandenen Abschlussprüfung in sein Team übernehmen. „Wir sind gut auf den Generationenwechsel vorbereitet“, meint Frey im Hinblick auf die Altersstruktur in seinem Betrieb mit vielen langjährigen Mitarbeitern. „Wir haben zwar viele französische Kräfte, möchten nun jedoch jemanden von Grund auf selbst ausbilden.“

Für David Burret bedeutet dies, neben dem Vorteil, zweisprachig lernen und arbeiten zu können, eine gute Chance auf einen sicheren Arbeitsplatz nach der Ausbildung.

Francesca Venturella_IMG_9601-Bearbeitet_WEB

Francesca Venturella

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