Hanna Franke
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InterviewFünf Fragen an Hanna Franke

Hanna Franke reiste nach ihrer Ausbildung zur Maßschneiderin für vier Praktika in vier europäische Länder

Die 25-jährige Hanna Franke aus Haßloch absolvierte ihre Ausbildung zur Maßschneiderin an der Johann-Joachim-Becher-Schule in Speyer. Die acht darauffolgenden Monate verbachte sie in Österreich, Italien, Spanien und Polen. Wie sie zu dem Beruf kam und über ihre Erfahrungen in den verschiedenen Ländern spricht sie im Interview.

Handwerkskammer: Wieso haben Sie sich für den Beruf der Maßschneiderin entschieden?

Franke: Nach der Realschule habe ich, auf Wunsch meiner Eltern, eine Ausbildung im technischen Bereich angefangen - das hat mir aber überhaupt keinen Spaß gemacht. Ich wollte was mit Menschen machen. Also habe ich es mit einer Ausbildung zur Arzthelferin probiert. Aber auch das war nicht meins. Ich erinnerte mich an das Gespräch bei der Berufsberatung gegen Ende meiner Schulzeit und meldete mich zur Ausbildung als Maßschneiderin an der Johann-Joachim-Becher-Schule in Speyer an. Das war die beste Entscheidung für mich. Es ist toll, in der Lage zu sein, mich so zu kleiden wie es mir gefällt – in Kleidern die perfekt passen. Schnitte, Stoffe, Verzierungen, alles wird ganz individuell gestaltet. Aber auch der Gedanke Menschen zu helfen, sich so zu kleiden, dass sie sich wohlfühlen reizt mich: Leuten die Entscheidung abzunehmen zwischen „gefällt mir“ und „ist bequem“. Die handwerkliche Arbeit ist das i-Tüpfelchen.

Handwerkskammer: Wieso haben Sie sich nach Ihrer Ausbildung für ein Auslandspraktikum entschieden?

Franke: Ich habe schon während der Ausbildungszeit an einem Auslandsprojekt teilgenommen und war in Schweden, Spanien und Finnland. Aber eigentlich hat mich meine Lehrerin darauf gebracht. Sie erzählte mir von der Mobilitätsberatung der Handwerkskammer. Und da ich ohnehin nach der Ausbildung ins Ausland wollte, war die Unterstützung der Mobilitätsberaterin für mich die beste Möglichkeit.

Handwerkskammer: Wie genau konnte Sie die Mobilitätsberaterin der Handwerkskammer bei Ihrem Vorhaben unterstützen?

Franke: Eigentlich während der gesamten Zeit. Am Anfang gab es viele allgemeine und organisatorische Fragen zum Ablauf. Aber auch bei der Auswahl der Betriebe und bei den Finanzierungsmöglichkeiten half mir Frau Venturella von der Handwerkskammer. Während der gesamten Zeit im Ausland wusste ich, da ist jemand, an den ich mich bei Problemen wenden kann. Das fand ich sehr beruhigend; von Frau Venturella bekam ich immer schnell eine Antwort.

Handwerkskammer: Wien, Venedig, Valencia und Posen - vier Länder, vier Städte: Wo haben Sie das meiste mitgenommen?

Franke: Das kann ich so gar nicht beantworten. Die Betriebe waren so unterschiedlich. In Wien war ich beim Marionettentheater. Da die aktuelle Produktion gerade fertig war, habe ich dort kaum genäht, aber dafür sehr viel Kundenkontakt gehabt. Die Kunden hatten viele unterschiedliche Nationalitäten, so lernte ich mich besser in mein Gegenüber hineinzuversetzen. In Venedig habe ich Karneval-Kostüme genäht und in Valencia Kostüme für das Frühlingsfest, Las Fallas, das waren riesige Roben mit viel Glitzer und mehr Stoff als man eigentlich tragen kann. Dort habe ich auch meine erste Korsage genäht. Das Kontrastprogramm dazu fand ich in Polen: In Posen arbeitete ich im Museum für Kostümkunde. Wir schneiderten Kleider, die so getreu wie möglich dem 19. Jahrhundert entsprechen sollten – da war nichts mit riesigen Roben und Fantasiekleidern.

Handwerkskammer: Würden Sie rückblickend Ihre Praktika wieder genauso aufteilen?

Franke: Ja, wobei ich auch gerne überall mehr Zeit verbracht hätte. Meistens bin ich in dem Moment gegangen, in dem ich gerade richtig eingearbeitet war. Zukünftigen Praktikanten würde ich empfehlen, sich genau zu überlegen was sie wollen: Möglichst viele Erfahrungen in kurzer Zeit oder die eigenen Fähigkeiten so gut wie möglich ausbauen. Entscheidet man sich für die zweite Variante empfehle ich, sich maximal zwei Betriebe auszusuchen und dort länger zu bleiben. Grundsätzlich kann ich jedem nur empfehlen, ins Ausland zu gehen. Ich habe in der Zeit unglaublich viel gelernt.

 

Infos zum Praktikum:

Berufsbildung ohne Grenzen ist ein bundesweites Netzwerk zur Förderung von Auslandsaufenthalten in der Berufsbildung. Im Zentrum steht die betriebliche Mobilitätsberatung, die Azubis berufliche Lernerfahrungen in der ganzen Welt ermöglicht. Die Mobilitätsberatung von Berufsbildung ohne Grenzen richtet sich vorwiegend an kleine und mittlere Unternehmen, Auszubildende und junge Fachkräfte. Initiiert wurde das Programm vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanziell unterstützt. Die Mindestdauer des Aufenthalts beträgt in der Regel drei Wochen. Über die Möglichkeiten eines Auslandsaufenthalts informiert Francesca Venturella. Kontakt: Telefon 0631/3677-145, E-Mail: fventurella@hwk-pfalz.de.