Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich, Andreas Reiser, Wolfgang Rotberg, Präsidentin Brigitte Mannert (v.l.)
Handwerkskammer der Pfalz
Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich, Andreas Reiser, Wolfgang Rotberg, Präsidentin Brigitte Mannert (v.l.)

Hervorragende Wirtschaftslage im Handwerk

Vollversammlung der Handwerkskammer beschließt neue Finanzordnung

Bei der diesjährigen Frühjahrssitzung der Vollversammlung berichtete Präsidentin Brigitte Mannert von der anhaltend guten wirtschaftlichen Lage der pfälzischen Handwerksbetriebe. Dies belegen aktuelle Zahlen des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) sowie die jüngste Frühjahrsumfrage der Kammer zur Handwerkskonjunktur.

Die gute Auftragslage spiegelt sich in der Betriebsauslastung wider: „Derzeit sind über die Hälfte der Handwerksbetriebe zu mehr als 80 Prozent ausgelastet“, so Mannert. Die Zeit, die Kunden als Vorlaufzeit einplanen müssen bis der Auftrag ausgeführt werden kann, ist im Laufe des vergangenen Jahres von sieben auf zehn Wochen gestiegen. Entsprechend positiv beurteilen die Mitgliedsbetriebe daher ihre Geschäftslage: 92 Prozent haben sie als „gut“ oder „befriedigend“ eingeschätzt. Neben den Bau- und Ausbauhandwerken ist die Auftragslage auch bei den Kraftfahrzeug- und gewerblichen Handwerken ebenfalls mehr als zufriedenstellend.

Diese erfreuliche Entwicklung wird flankiert von einer hohen Investitionsbereitschaft der Betriebe in Werkzeuge, Maschinen und Fahrzeuge. „Und eigentlich würden viele auch auf neue Mitarbeiter setzen“ umschreibt Mannert die derzeitigen Probleme der Betriebe auf der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften. Obwohl seit Jahresbeginn leichte Zuwächse beim Eingang von Lehrverträgen zu verzeichnen sind, finden viele Betriebe keine Lehrlinge oder gar Fachkräfte.

Um hier Abhilfe zu schaffen, führt die Handwerkskammer in Kooperation mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium das landesweite Projekt „Handwerk attraktiv“ durch, das Betriebe dabei unterstützt, sich auf dem Arbeitsmarkt als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Damit sollen Fachkräfte an das Unternehmen gebunden und neues Personal gewonnen werden. Die Präsidentin unterstreicht in diesem Zusammenhang die maßgebliche Beteiligung der Handwerkskammer an der Landesstrategie zur Fachkräftesicherung in Rheinland-Pfalz. Insbesondere die neue KAUSA-Servicestelle der Handwerkskammer unterstützt Schulen, Migrantenorganisationen und Unternehmen beim Einstieg ausländischer Jugendlicher in die Berufsausbildung. Zudem eröffnet die Kammer mit Beginn des neuen Schuljahres im Zentrum Kaiserslauterns eine neue Berufsorientierungswerkstatt, die Schülern die Möglichkeit eröffnet, an einem Ort gleich in vier handwerkliche Betätigungsfelder, nämlich Holz, Elektro, Metall sowie Maler und Lackierer, hinein zu schnuppern.

Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich erläuterte in seinem Vortrag das im aktuellen Geschäftsbericht aufgeführte Zahlenmaterial zu den Neueintragungen von Betrieben in die Handwerksrolle. Er stellt fest, dass im vergangenen Geschäftsjahr zwar die Zahl der Neueintragungen der zulassungspflichtigen Handwerke abgenommen habe, jedoch mehr Eintragungen von Betrieben ohne Meisterqualifikation vorgenommen wurden. Bei den zulassungsfreien Berufen verfügten 21 Prozent über eine Gesellen- oder Meisterqualifikation. Was die Bekämpfung der Schwarzarbeit angeht, so begleitet und unterstützt die Kammer die örtliche Verfolgungsbehörde durch einen eigenen Mitarbeiter sehr intensiv. Hellrich bedauert den Rückgang der neu eingetragenen Lehrverträge und verweist in diesem Kontext auf neue Wege bei der Suche nach Auszubildenden.

Hellrich weist auf die Beratungsstellen der Kammer hin, die als Unterstützungsstrukturen für die Betriebe fungieren. Besonders der Technologietransfer in die Betriebe sei ein großes Thema dieser Tage. Betrieben dabei zu helfen, digitale Elemente in den betrieblichen Ablauf zu integrieren und diese auch den Auszubildenden zugänglich zu machen, sei eine vordringliche Aufgabe.

Mit dem von der Landesregierung geplanten Bonus für Meister und Gründer wird ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung getan, was die Handwerkskammer ausdrücklich begrüßt.

Die Vollversammlung beschloss einstimmig eine neue Finanzordnung für die Handwerkskammer, die eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Hinblick auf die Rücklagenbildung der Kammer berücksichtigt. Damit wird die Finanzordnung an die Grundlagen der aktuellen Rechtsprechung angepasst. Ein Wirtschaftsprüfer attestierte der Kammer mit dem neu beschlossenen Verfahren Rechtssicherheit für die Zukunft.

Für seine ehrenamtliche Mitarbeit in Vollversammlung und Rechnungsprüfungsausschuss der Handwerkskammer der Pfalz wurde Andreas Reiser mit der Ehrennadel in Silber und Glasermeister Wolfgang Rotberg für seine langjährige Tätigkeit als Obermeister und Landesinnungsmeister mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.