HW attraktiv_VA Nachfolge

Infoveranstaltung: Handwerk attraktiv: Damit die Nachfolge gelingt!

„Eine erfolgreiche Übergabe bedeutet Zufriedenheit auf allen Seiten“


Mit den Worten „Ein Mega-Thema“ eröffnete Bernd Bauerfeld, Geschäftsbereichsleiter Betriebsberatung und Gewerbeförderung der Handwerkskammer der Pfalz den Informationsabend „Handwerk attraktiv – damit die Nachfolge gelingt!“ im Berufsbildungs- und Technologizentrum in Kaiserslautern (BTZ).

Die Regelung der Betriebsnachfolge stellt viele Unternehmer vor eine große Herausforderung, die mindestens genauso sorgfältig vorzubereiten ist, wie seinerzeit die Gründung.

Noch vor einigen Jahren konnten viele Handwerksbetriebe genügend Führungsnachwuchs aus der eigenen Familie rekrutieren, während heute öfter Mitarbeiter die Nachfolge antreten. Zurzeit ist die Zahl der übergabebereiten Betriebe größer als die Nachfrage am Markt. Die Gründe dafür liegen zum einen im zunehmenden Akademisierungstrend der letzten Jahre verbunden mit einer rückläufigen Übernahmebereitschaft der nachfolgenden Generation. Zum anderen trägt auch die demografische Entwicklung dazu bei, dass immer mehr Betriebsinhaber einen Nachfolger suchen.

Daher gilt es, sich als attraktives und zukunftsfähiges Unternehmen zu präsentieren und die Nachfolge strategisch zu planen. „Die Qualität der Planung bestimmt die Qualität der Zukunft“, erläutert Bauerfeld die Bedeutung der sorgfältigen und frühzeitigen Nachfolgeplanung.

Zu Beginn stellt sich jedem Inhaber die Frage, ob der Betrieb in seiner derzeitigen Form überhaupt attraktiv genug für eine Übernahme ist. Bauerfeld betont, dass nur rentable Betriebe übergabefähig seien. Möglicherweise seien vor der Übergabe nochmals Investitionen erforderlich, um den Wert des Betriebes zu steigern und ihn zukunftsfähig zu machen. Eine ausgewogene Altersstruktur der Belegschaft und eine zeitgemäße Ausstattung sind gute Voraussetzungen für einen übergabereifen Betrieb. Letztendlich trägt auch die Bereitschaft des Inhabers „los zu lassen“ sowie die Akzeptanz des Nachfolgers durch die Belegschaft zum Gelingen bei.

Um einen geeigneten Nachfolger zu finden, gibt es verschiedene Wege: Wenn niemand aus dem Familien- oder Mitarbeiterkreis zur Verfügung steht, gibt es auch externe Recherchemöglichkeiten wie etwa die Betriebsbörse nexxt-change.org.

Die kostenlose Betriebsberatung der Handwerkskammer unterstützt und berät alle übergabe- und übernahmewilligen Unternehmer. Ob Schenkung im Familienkreis, Verkauf oder Verpachtung: Wichtig sei die rechtzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema, denn „viele Übergaben scheitern wegen einer schlechten oder zu späten Vorbereitung“ so Bauerfeld.

Selbstverständlich sollte auch der Nachfolger bestimmte Voraussetzungen mitbringen: Fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse, exzellentes fachliches Know-how und gute Führungseigenschaften sind unabdingbar. Sinnvoll könne auch ein zeitweiliges Miteinander des neuen und des bisherigen Inhabers sein, um die Übergabephase für alle Beteiligten optimal zu gestalten. Vor allem gehe die Betriebsübergabe an eine externe Person nicht von heute auf morgen. Man solle auch genügend Zeit für Verhandlungen, Kundeninformation und eine gute Einarbeitung einkalkulieren.

Optimal sei es, zur Vorbereitung einer erfolgreichen Betriebsübergabe, rechtzeitig im Unternehmen eine zweite Führungsebene zu installieren, indem potenzielle Nachfolger durch geeignete Fortbildungsmaßnahmen oder auch die Übertragung von Verantwortung oder Weisungsbefugnissen qualifiziert werden, so Bauerfeld.

 

Jens Schindler, seit Sommer 2017 Firmeninhaber des SHK-Betriebes Schindler aus Grünstadt, schilderte seine Betriebsübernahme aus eigener Erfahrung. Bereits nach zweijähriger Tätigkeit als Elektromeister involvierte ihn sein damaliger Chef in Projekte und Kundendienstleistungen und übertrug ihm schrittweise verantwortungsvollere Tätigkeiten. Die Mitarbeiter haben ihn als Kollegen kennen und schätzen gelernt. Vor drei Jahren zog sich sein Chef sukzessive zurück und Schindler übernahm das ganze operative Geschäft, bis er 2017 Alleininhaber wurde. Auf diesem Weg hat ihn die Betriebsberatung der Handwerkskammer der Pfalz tatkräftig unterstützt.

Andreas Schmitt übernahm die seit 1930 in Familienbesitz befindliche Schreinerei Lothar Schmitt aus Fischbach von seinem Vater. Nach erfolgreich abgeschlossener Schreinerlehre und einem Studium war er eine Weile in der Industrie tätig. Vor fünf Jahren übernahm er den Betrieb mit neun Mitarbeitern. Sein Vater arbeite auch heute noch mit; er sei nach wie vor das „Gesicht“ der Firma. Wichtig, so Schmitt jr., sei die Trennung von Beruflichem und Privatem. Sein Tipp an die Zuhörer: „Nehmen Sie sich Zeit, um in Ruhe zu planen und auch die Familie mit einzubeziehen.“

Als Fazit des Abends nahmen die Teilnehmer mit, dass es vor allem darauf ankomme, die Nachfolge proaktiv zu gestalten, sich erreichbare Ziele zu setzen und für beide Parteien eine Win-Win-Situation anzustreben.

Die Handwerkskammer der Pfalz bietet für ihre Mitglieder kostenlose Unterstützung bei allen Fragen rund um die Betriebsübergabe und begleitet sie beim Übernahmeprozess.

Kontakt: Sekretariat Betriebsberatung, Tel. 0631 3677-109; E-Mail: beratung@hwk-pfalz.de.