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08.04.2022 - erschienen in: Deutsches Handwerksblatt Nr. 6, Regionalausgabe PfalzNachhaltigkeit - mehr als nur Umweltschutz

Wer seinen Betrieb nachhaltig und zukunftssicher aufstellen möchte, hat ein breites Spektrum an Maßnahmen zur Auswahl. Dazu gehören nicht nur Themen des Umweltschutzes. Profitieren können Betriebe dabei auch wirtschaftlich.

Das Handwerk steht wie kein anderer Wirtschaftsbereich in Deutschland für Nachhaltigkeit. Das ist kein Trend, sondern vielmehr seit Jahrhunderten ein Bestandteil der Werte des Handwerks. Beginnend dabei, Gegenstände zu reparieren und zu restaurieren – regional und mit sparsamem Materialeinsatz – und endend bei Ausbildung und Wissenstransfer. Dadurch werden wichtige Kultur- und Fertigungstechniken über Generationen hinweg erhalten. Ohne das Handwerk gäbe es kein Smart Home, keine Energiewende, keinen Klimaschutz. Es sorgt für moderne Mobilitätstechniken und vielfältige, lebendige gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen.

Was bedeutet „nachhaltig“?
Nachhaltiges Wirtschaften hat mehr Facetten, als auf den ersten Blick ersichtlich sind. Häufig wird der Nachhaltigkeitsbegriff ausschließlich mit Umweltthemen wie Klima und Ressourcenschutz sowie Regionalität assoziiert; das ist jedoch nur ein Aspekt von vielen. Es ist wichtig, auch die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte zu betrachten, damit sich Handwerksbetriebe zukunftsorientiert aufstellen können. Zu den wirtschaftlichen Faktoren gehören beispielsweise die ökonomische Stabilität, Wissensweitergabe und die eigene Innovationsfähigkeit. Daneben sind auch gesellschaftliche Komponenten wie die Ausgestaltung des sozialen Zusammenlebens sowie die Aus- und Weiterbildung entscheidend. All diese Faktoren zusammengenommen bilden das Maß für die Nachhaltigkeit des unternehmerischen Handelns.

Nachhaltige Betriebsführung
Eine nachhaltige Betriebsführung ist gleichzeitig eine verantwortungsvolle Betriebsführung, da sie sich langfristig am Prinzip der Generationen- oder Zukunftsverträglichkeit orientiert. Dazu gehört, die Motivation und das Wohlbefinden der Mitarbeiter durch aktive Teilhabe, faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu verbessern. Natürliche Ressourcen sollen durch Energieeinsparmaßnahmen für künftige Generationen erhalten, die eigene Region aktiv mitgestaltet und der Zusammenhalt gefördert werden. Das kann beispielsweise durch soziales Engagement geschehen. Und nicht zuletzt sollen die eigenen Produkte und Dienstleistungen innovativ, qualitativ und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden.

Chancen für die Betriebe
Warum es sich lohnt, sich als Handwerksbetrieb mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen, liegt auf der Hand, denn es eröffnen sich viele Chancen: Eine nachhaltige Führung des Betriebes dient als „Türöffner“, um neue Aufträge zu sichern. Außerdem erhöht sie enorm die Arbeitgeberattraktivität. Neue Fachkräfte zu finden und an den Betrieb zu binden, wird damit einfacher. Zudem ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium bei der Vergabe von Krediten. Sie ist die beste Werbung für einen Betrieb in einer sich immer stärker auf nachhaltiges Handeln fokussierenden Gesellschaft. Und letztlich verkleinert eine nachhaltige Betriebsführung den „ökologischen Fußabdruck“, etwa durch Energieeinsparung. Nachhaltiges Wirtschaften sensibilisiert aber auch weite Teile der Belegschaft, wodurch die Effizienz gesteigert und natürliche Ressourcen gesichert werden können.

Wie nachhaltig ist mein Betrieb?
Die Nachhaltigkeit eines Betriebes kann entlang der gesamten Wertschöpfungskette verbessert werden. Jeder Betriebsinhaber kann selbst entscheiden, wo er Möglichkeiten sieht, aktiv zu werden. Dabei agieren viele Handwerksbetriebe – beispielweise im Vergleich zur Industrie – bereits jetzt sehr nachhaltig, ohne dass es ihnen bewusst ist. Frei nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ sollten Betriebe ihre bisherigen Nachhaltigkeitsmaßnahmen deutlicher nach außen tragen. Das kann durch einen sogenannten Nachhaltigkeitsbericht erfolgen. Für solche Berichte gibt es anerkannte Standards wie den „Deutschen Nachhaltigkeitskodex“ (DNK). Er berücksichtigt neben dem bekanntesten Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit auch soziale und ökonomische Faktoren. Die Handwerkskammer der Pfalz bietet all ihren Mitgliedsbetrieben ein kostenfreies persönliches Gespräch an, in dem erklärt wird, was sich alles unter dem Nachhaltigkeitsbegriff verbirgt. Mit Hilfe von E-Tools unterstützen die Betriebsberater bei der Bestandsaufnahme und der Berichterstattung. Sie zeigen Tätigkeitsbereiche auf, in denen Verbesserungspotenzial besteht und schlagen passende Maßnahmen vor. Hierfür wird unter anderem der „Nachhaltigkeitsnavigator“ eingesetzt. Ansprechpartner bei der Handwerkskammer sind Max Becker, Tel.: 0631/3677-108; E-Mail: mbecker@hwk-pfalz.de und Theodor Henges, Tel.: 0621/53824-27; E-Mail: thenges@hwkpfalz.de.

Nachhaltige Handwerkskammer
Auch die Handwerkskammer der Pfalz hat es sich zum Ziel gesetzt, nachhaltig und zukunftsorientiert zu wirtschaften. Bereits vor einigen Jahren wurden größere bauliche Modernisierungen vorgenommen; so wurden die Hauptverwaltung und die Bildungszentren mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sowie ein KWK-Blockheizkraftwerk zur Eigenenergieerzeugung installiert. Aber auch die Mobilität der eigenen Beschäftigten soll möglichst klimaneutral werden. Der Fuhrpark besteht daher größtenteils aus Elektro- und Hybridfahrzeugen; der Weg zur Arbeit kann mit Dienstfahrrädern zurückgelegt werden. Zusätzlich werden interne Arbeitsabläufe nachhaltiger gestaltet; dazu gehören eine weitgehend papierlose interne Kommunikation, Archivierung und Dokumentation sowie ein nachhaltiges Beschaffungsmanagement. Seit Mai 2021 beschäftigt sich der Arbeitskreis „Nachhaltige Handwerkskammer“ intern mit neuen Impulsen, die umgesetzt werden, um eine nachhaltigere Entwicklung anzustoßen. In den Schwerpunkten „klimaneutrale Emissionen“, „Ressourcenschutz“, „Regionalität und Gemeinwesen“, „Soziales, Gesundheit und Arbeitsschutz“ sowie „Innovation und Weiterbildung“ tragen die Mitarbeiter der Handwerkskammer Ideen zusammen, die fortlaufend realisiert werden.

Zur Sache: Investitionen der Handwerkskammer der Pfalz zur Reduktion von Emissionen

Klimaneutrale Mobilität der Beschäftigten:

  • Elektro- und Hybridfahrzeuge im Fuhrpark
  • E-Ladesäulen an der Hauptverwaltung und den Bildungszentren
  • „JobRad“
  • „Jobticket“ für öffentlichen Nahverkehr

Energieeinsparung bei Wärme und Strom:

  • Eigenenergieerzeugung durch KWK-Blockheizkraftwerk
  • Fünf Photovoltaik-Einzelanlagen an Hauptverwaltung und Bildungszentren
  • Gebäudeausstattung mit Vollwärmeschutz
  • Nutzung von Fernwärme
  • Begrünung von Dachflächen der Bildungszentren
  • Energiesparende Beleuchtung

Materialbeschaffung und Abfallbeseitigung:

  • Weitgehend papierlose interne Kommunikation; papierlose Archivierung und Dokumentation
  • Reduktion von Verpackungsabfällen und Abfalltrennung
  • Nachhaltiges Beschaffungsmanagement
  • Verwendung nachhaltiger Produkte wie naturnahe Reinigungsmittel
  • Nahrungsmittel aus regionaler Herkunft