v.r.: Projektleiter Frank Bixler mit Michael Saal und einer interessierten Besucherin auf der Ausstellung.
v.r.: Projektleiter Frank Bixler mit Michael Saal und einer interessierten Besucherin auf der Ausstellung.

Unternehmen Berufsanerkennung: Mit ausländischen Fachkräften gewinnen

Immer mehr Unternehmen beschäftigen Fachkräfte mit ausländischen Berufsabschlüssen oder erhalten Bewerbungen von Fachkräften, die ihre berufliche Qualifikation im Ausland erworben haben. Häufig stehen sie dabei vor dem Problem, Inhalte und Qualität der ausländischen Aus- und Fortbildungen nicht richtig einschätzen zu können und sind unsicher, ob sie die jeweilige Person überhaupt mit den für ihre Branche einschlägigen Tätigkeiten beauftragen können und dürfen.

Hier setzt die Berufsanerkennung an: Im Rahmen eines gesetzlich geregelten Verfahrens wird der ausländische mit dem vergleichbaren deutschen Berufsabschluss verglichen. Der abschließende Anerkennungsbescheid zeigt die Übereinstimmungen und Unterschiede übersichtlich und verständlich auf. So können Handwerksunternehmen zuverlässig einschätzen, über welche Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten die Person verfügt und wo möglicherweise eine Anpassungsqualifizierung erforderlich ist.

Für Unternehmen bietet die Berufsanerkennung vielfältige Chancen: Sie ist ein Instrument, um Fachkräfte zu finden und zu binden, Beschäftigte gezielt weiter zu qualifizieren und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten anbieten zu können. Darüber hinaus können Weiterbildungsbedarfe identifiziert werden und ein Beitrag zur gesellschaftlichen Integration geleistet werden. Nebenbei fördern derartige Maßnahmen das Image eines Betriebes und ist ein Qualitätssignal an den Kunden.

Um diese Chancen und Möglichkeiten sowohl für Betriebe als auch für Menschen mit ausländischer Herkunft sichtbar zu machen, zeigte die Handwerkskammer der Pfalz in ihrem Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Ludwigshafen die interaktive Ausstellung "Unternehmen Berufsanerkennung - Mit ausländischen Fachkräften gewinnen". Auf unterhaltsame Weise wurde hier alles Wissenswerte über die betrieblichen Chancen und den unternehmerischen Nutzen der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen vermittelt. Vier Wochen lang konnte man an Quiz-Stationen "verborgene" Fachkräftepotenziale aufspüren. Verschiedene Multimediastationen erzählten Erfolgsgeschichten, wie Berufsanerkennung als Instrument der Personalarbeit eingesetzt werden kann.

Rita Petry, Geschäftsbereichsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer der Pfalz, eröffnete die Ausstellung und erläuterte, wann und wie Betriebe das Verfahren zur Fachkräftesicherung einsetzen können. So gibt es bei entsprechendem Nachweis bereits vorhandener Qualifikationen entweder die Möglichkeit einer vollen oder einer teilweisen Gleichwertigkeit zum deutschen Berufsabschluss. Im Rahmen eines sogenannten Profilings wird geprüft, welchen Beruf der Betroffene bereits in seiner Heimat ausgeübt hat, welche Tätigkeiten damit verbunden waren und wie lange er dort tätig war. Aufgrund des Vergleichs des ausländischen Referenzberufes mit einem deutschen Berufsabschluss wird ein individueller Entwicklungsplan erstellt. Dabei kann es sich bei teilweiser Gleichwertigkeit um eine Ausgleichsmaßnahme und bei fehlender Gleichwertigkeit um eine Nachqualifizierung handeln.

Elisa Ordonio, Qualifizierungsberaterin der Handwerkskammer, erläuterte, wie eine Anpassungsqualifizierung vonstatten geht: Nachdem der Anerkennungsbedarf im Unternehmen festgestellt wurde und ein Gespräch mit dem Mitarbeiter geführt wurde, kann man einen Termin bei der Beratungsstelle der Handwerkskammer vereinbaren. Nach umfassender Beratung zum Verfahren, der Antragstellung und möglichen Fördermöglichkeiten kann ein Antrag gestellt werden. Nachdem der Bescheid über eine Gleichwertigkeitsfeststellung erfolgt ist, werden bei einer teilweisen Gleichwertigkeit Anpassungsmaßnahmen aufgezeigt, die den Antragstellenden in die Lage versetzen, eine volle Gleichwertigkeit zum deutschen Berufsabschluss zu erhalten.

„Ermutigen Sie Ratsuchende Anerkennungsanträge zu stellen. Es ist ein einfaches und transparentes Verfahren“, appellierte Michael Saal vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) an die bei der Ausstellungseröffnung anwesenden Betriebsinhaber.

Abschließend berichtete Dr. Rudolf Maleri, Geschäftsführer eines elektrotechnischen Betriebes in Ludwigshafen von seinen Erfahrungen mit der Berufsanerkennung. „Nachdem wir lange und erfolglos nach Fachkräften suchten, war uns klar, dass wir neue Wege gehen mussten“, erläuterte Maleri seine Motivation, die Berufsanerkennungsstelle der Handwerkskammer in Anspruch zu nehmen. „Und tatsächlich hatte Frau Mack von der Handwerkskammer gleich einen passenden Bewerber für uns.“ Der junge Mann aus Syrien hatte zuvor bereits zehn Jahre in seiner Heimat in einer Nähmaschinenfabrik als Betriebselektriker gearbeitet. Mit Hilfe einer individuellen betrieblichen Qualifizierungsmaßnahme ist er auf dem Weg, eine volle Gleichwertigkeit zum deutschen Referenzberuf des Elektronikers zu erlangen. „Ganz wichtig ist, dass der Bewerber die deutsche Sprache schnell lernt und im Betrieb akzeptiert wird“ beschreibt Maleri die Voraussetzungen einer gelungenen Integration. „Da unser junger Kollege gut in den Betrieb passt, möchten wir ihn nach seinem erfolgreichen Abschluss auch gerne übernehmen.“

Speziell für umzuschulende Elektroniker - Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik - startete am 9. Mai in der Berufsbildenden Schule Technik in Ludwigshafen eine Sonderklasse, deren Lehrplan an die besonderen Bedürfnisse von Umschülern angepasst wurde.