Vom Hörsaal ins Handwerk - Auto Hübner

Vom Hörsaal zum Handwerk

Kaiserslauterer Autohaus bildet Studienaussteiger zum Kfz-Mechatroniker aus

„Normalerweise kommen unsere Auszubildenden aus der 10. Klasse zu uns, doch dieses Mal haben wir einen anderen Weg eingeschlagen und sind begeistert“, freut sich Claus Hübner vom Kaiserslauterer Autohaus Hübner über seinen neuen Auszubildenden Philip. Der 23-jährige hatte nach der Mittleren Reife zunächst eine Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert und nach bestandenem Fachabitur darauf aufbauend ein Hochschulstudium der Mittelstandsökonomie aufgenommen. Doch bereits nach wenigen Semestern wurde ihm klar, dass dies nicht das Richtige für ihn war. „Doch bis ich mir das eingestehen konnte, war es ein langer Leidensweg“, beschreibt Philip diese Zeit. „Obwohl mir zwischenzeitlich klar war, dass mich das Studium nicht glücklich macht, habe ich mir die Entscheidung, das Studium aufzugeben, dennoch nicht leicht gemacht. Denn eigentlich bringt man ja zu Ende, was man angefangen hat.“

Einige Zeit haderte der junge Mann mit seiner einmal getroffenen Entscheidung, bis er vom Projekt der Handwerkskammer „Vom Hörsaal zum Handwerk II - Pfalz“ erfuhr. „Dann ging eigentlich alles ganz schnell“, erzählt er. „Die Beratungsstelle der Handwerkskammer vereinbarte einige Tage nach einem eingehenden Gespräch ein Treffen mit Claus Hübner auf der Ausbildungsmesse „Spannende Perspektiven“. „Meine Bewerbungsunterlagen hatte ich gleich dabei“ berichtet Philip und so lud ihn der Inhaber des Autohauses zu einem dreitägigen Praktikum ein. „Wir verzichten grundsätzlich auf Vorstellungsgespräche zugunsten eines kurzen Praktikums. So kann man gleich einschätzen, ob der Bewerber für eine Ausbildungsstelle in Frage kommt und auch der Jugendliche kann sich schon einen Eindruck von der Arbeit im Betrieb verschaffen. Damit fahren wir sehr gut“ berichtet Hübner von seinen Erfahrungen. Kurz darauf wurde der Ausbildungsvertrag unterschrieben und Philip beteuert, seine Entscheidung keine Sekunde bereut zu haben: „Ich habe mich eben persönlich weiterentwickelt und weiß jetzt, wo ich hin will. Ein Studienabbruch ist kein Scheitern.“ Genauso sieht das auch sein Chef: „Oft wissen junge Menschen in der Phase der Berufsfindung noch gar nicht so genau, was Ihnen liegt. Deshalb ist es besser, man ändert die einmal getroffene Entscheidung, als dass man etwas tut, was man eigentlich gar nicht möchte.“

Hübner sieht viele Vorteile darin, einen etwas älteren und lebenserfahreneren Auszubildenden zu haben: „Die Berufsschule stellt hohe Anforderungen und jemandem, der einmal studiert hat, fällt es oft leichter, diese zu bewältigen. Der Wissensstand und auch die Bereitschaft zu lernen ist bei Philip relativ hoch. Wichtig ist für den Betroffenen doch nur, dass er weiß, was er will und dieses Ziel konsequent verfolgt. Die Einstellung muss stimmen“, so Hübner. Mittlerweile ist Philip schon fast fünf Monate im Ausbildungsbetrieb. Sein Verhältnis zu den anderen Auszubildenden ist sehr gut. „Wir helfen uns gegenseitig und ich bin mir auch nicht zu schade, einen jüngeren Auszubildenden um Unterstützung zu bitten.“ Im Handwerk hat Philip gute Aufstiegsmöglichkeiten. So kann er etwa Meister oder Diagnosetechniker werden und später irgendwann einmal den elterlichen Kfz-Betrieb übernehmen. „Meine Eltern haben mir bei meiner Berufswahl zwar immer freie Hand gelassen, aber jetzt freut sich mein Vater natürlich schon, dass ich in seine Fußstapfen trete“, schmunzelt Philip. „Ich habe ihm früher oft über die Schulter geschaut, so lag es nahe, diesen Beruf zu ergreifen.“ Zunächst möchte er jedoch nach der Ausbildung noch einige Zeit Berufserfahrung sammeln, bevor er sich an neue Aufgaben wagt. „Man kann hier durch seine eigenen Fähigkeiten vorwärts kommen - dafür braucht man keinen Bachelor-Abschluss“, ist er sich sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. „Es ist ein sehr vielfältiger Beruf, der mich ausfüllt und ich kann nur jedem, der mit seinem Studium unzufrieden ist, raten, sich der Situation zu stellen und das zu tun, was man wirklich gerne und motiviert tun möchte.

Das JOBSTARTER plus-Projekt „Vom Hörsaal zum Handwerk II - Pfalz“ der Handwerkskammer unterstützt Studienaussteiger dabei, berufliche Anschlussperspektiven im Handwerk zu finden. Die Studentencoachin Carmen Winkelmann entwickelt gemeinsam mit dem Studienaussteiger auf Basis einer Situationsanalyse einen individuellen zielorientierten Plan für die weitere berufliche Zukunft. Zu dessen Umsetzung vermittelt die Coachin passende Ausbildungsbetriebe.