RedGespRheinpfalz2015

Positionen zum pfälzischen Handwerk

Informationen und Positionen zum pfälzischen Handwerk

Bei der "Rheinpfalz" informierten Präsidentin Brigitte Mannert und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich über das pfälzische Handwerk und nahmen zu aktuellen Fragen Stellung 

Im Rahmen eines Redaktionsgesprächs bei der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" in Ludwigshafen haben die Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz, Brigitte Mannert, und Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich zu aktuellen Fragen rund um das Handwerk Stellung genommen. Zu den Themen des Informationsaustausches gehörten unter anderem: die Wirtschaftslage im pfälzischen Handwerk, die Ausbildungssituation, der Meisterbrief und die Rolle der Handwerkskammer bei der politischen Interessenvertretung. 

Zu Fragen nach der wirtschaftlichen Situation des pfälzischen Handwerks machten Mannert und Hellrich deutlich, dass sich das Handwerk in den letzten Jahren durch eine sehr stabile konjunkturelle Entwicklung ausgezeichnet habe. Zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehörten seit fünf Jahren vor allem die Bau- und Ausbauhandwerke, die von einem Aufwärtstrend im Wohnungsbau sowie von der energetischen Gebäudesanierung und von niedrigen Zinsen profitiert haben. Als eher schwierig stuften sie die Wirtschaftsentwicklung in den Nahrungsmittelhandwerken ein, die sich in einem starken Wettbewerb mit Supermärkten und Discountern befinden. 

Weniger optimistisch konnten Mannert und Hellrich Fragen zur Ausbildungs- und Fachkräftesituation beantworten. Vor allem in den Installations-, Elektro- und Nahrungsmittelberufen gebe es offene Lehrstellen. Vor allem die zunehmende Akademisierung mache dem Handwerk zu schaffen, weil zu viele Jugendliche nach dem Abitur ein Studium beginnen. "Eine klassische Berufsausbildung ist für viele offenbar keine Option mehr", sagte Mannert, und das werde "zu einem Fachkräftemangel im Handwerk führen". Deshalb sei das Handwerk gut beraten, den Kontakt mit den Schulen zu pflegen, und deshalb müsse das "Thema Berufsorientierung auch an Gymnasien etabliert werden." 

Vor diesem Hintergrund, so betonten Mannert und Hellrich, müsse das Handwerk verstärkt bei Abiturienten für eine Berufsausbildung im Handwerk werben. "Nicht jeder, der diesen Schulabschluss hat, muss zwangsläufig an die Uni gehen", sagte Hellrich. Eine Berufsausbildung sei ein gleichwertiger Berufszugang, und die sich öffnende Schere zwischen dem abnehmenden Angebot und der steigenden Nachfrage nach Absolventen mit beruflicher Ausbildung werde auch zu steigenden Einkommenschancen für beruflich und praktisch ausgebildete Fachkräfte führen. 

Hellrich erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der Meisterbrief im Qualifikationsniveau mit dem Bachelor-Abschluss gleichgestellt ist. Er verwies auf das derzeit laufende Verfahren der Europäischen Kommission, den Zugang zu reglementierten Berufen in den Mitgliedsländern zu überprüfen. Der Meisterbrief dürfe dabei nicht zur Disposition stehen, weil "das weltweit anerkannte System der dualen Berufsausbildung ohne den Meisterbrief nicht denkbar ist" und weil jede Schwächung des Meisterbriefs "die duale Ausbildung beschädigen würde". 

Auf die Zusammenarbeit mit der Politik und der rheinland-pfälzischen Landesregierung angesprochen, plädierte Hellrich - auch in seiner Funktion als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der vier rheinland-pfälzischen Handwerkskammern - für einen sachbezogenen Standpunkt, der "eher von leisen als von lauten Tönen" begleitet sein müsse. Damit könne das Handwerk mehr erreichen als mit Kritik - und deshalb sei das Verhältnis zur Landesregierung sehr konstruktiv.