VV-Frühjahr-2015

Sitzung der Vollversammlung

Wirtschaftslage bleibt stabil, Fachkräftemangel nimmt zu

Handwerkskammer der Pfalz stellt bei der Vollversammlung die aktuelle Wirtschafts- und Ausbildungssituation und den Geschäftsbericht 2014 vor

Vor der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz hat Präsidentin Brigitte Mannert eine positive Wirtschaftsbilanz für das erste Halbjahr gezogen. Bei ihrem Bericht zur Ausbildungssituation konnte sie erstmals seit fünf Jahren von zunehmenden Lehrvertragseingängen berichten. Den Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2014 stellte Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich vor.

Ihre positive Wirtschaftsbilanz begründete Mannert mit dem Hinweis auf die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer zur Handwerkskonjunktur. Konjunkturindikatoren wie die Einschätzung der Geschäftslage und die Umsatzentwicklung seien zwar "nicht ganz so gut" gewesen wie in den Vorjahren, die Konjunkturentwicklung sei aber dennoch "relativ stabil" geblieben. "Die Handwerkskonjunktur bleibt in Fahrt", sagte Mannert, mit dem Hinweis darauf, dass sich 80 Prozent der befragten Betriebe gut oder zufriedenstellend zu ihrer Geschäftslage geäußert haben und 66 Prozent von gleich gebliebenen oder gestiegenen Umsätzen berichteten.

Auch die Zukunftserwartungen des Handwerks bezeichnete die Präsidentin als optimistisch, da 86 Prozent der Handwerksbetriebe "mit einer sich weiter positiv entwickelnden Konjunktur" rechnen. Das sei zwar ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr, "aber immer noch ein Spitzenwert". Sie wies darauf hin, dass an der guten Geschäftslage vor allem die Bau- und Ausbaugewerke, aber auch die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und das Kfz-Handwerk beteiligt sind. Die Zufriedenheitswerte in den Baugewerken seien zwar leicht gesunken. Das sei aber vor allem darauf zurückzuführen, dass "in diesem Jahr die übliche winterliche Abschwächung zur verzeichnen war, die es im Vorjahr nicht gegeben hat".

In ihrem Bericht zur Ausbildungs- und Fachkräftesituation berichtete Mannert bei den Lehrvertragseingängen von einem Zuwachs von drei Prozent, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Zahl der Auszubildenden im pfälzischen Handwerk in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent zurückgegangen ist. Deshalb müsse das Thema Nachwuchs- und Fachkräftesicherung im Zentrum der Aufmerksamkeit bleiben. Sie verwies auf verschiedene Projekte, mit deren Hilfe die Handwerkskammer unter anderem die Ausbildungsqualität im Handwerk fördern, Studienabbrecher für das Handwerk gewinnen sowie Flüchtlingen und anerkannten Asylbewerbern eine Ausbildung im Handwerk vermitteln will.

In diesem Zusammenhang sprach sich Mannert für "eine Evaluierung des Fachkräftebedarfs im Handwerk und eine Strategie zur Fachkräftesicherung" aus. Sie verwies auf Umfragen, die einen Fachkräftemangel im Handwerk belegen. Der Fachkräftemangel sei "kein Zukunftsgespenst, sondern Realität", sagte Mannert, und, "nicht wenige Betriebe müssen Aufträge ablehnen oder auf die lange Bank schieben, weil sie kein Personal haben, sie auszuführen". Verschärft werde die Situation durch die abschlagsfreie Rente mit 63. Von den über 300.000 Beschäftigten, die diese Regelung in Anspruch nehmen, seien auch viele Handwerksbetriebe betroffen, und "diesen Aderlass an Fertigkeiten, Kenntnissen und Erfahrungen können unsere Betriebe nur schwer kompensieren".

In seinen Ausführungen zum Geschäftsbericht wies Hellrich auf Erfolge bei der Verteidigung des Meisterbriefes gegen die Deregulierungspläne der Europäischen Kommission bei den Berufszulassungen hin. Sowohl in der Landes- als auch in der Bundespolitik sei ein klares Bekenntnis zum Meisterbrief als Zugangsvoraussetzung für die selbständige Berufsausübung erfolgt. Er lobte in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, mit dessen Unterstützung es gelungen sei, bei der Europäischen Kommission für die duale Berufsausbildung und für den Erhalt des Meisterbriefes zu werben.

Zu den wichtigsten statistischen Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2014 gehört ein Rückgang der eingetragenen Handwerksbetriebe um 95 auf 17.803 und eine Abnahme der eingetragenen Ausbildungsverträge um 258 auf 6.111. Mit 909 Betriebsberatungen und 1.209 Rechtsberatungen hat die Handwerkskammer im vergangenen Jahr auch einen wichtigen Service für Handwerksbetriebe in der Pfalz geleistet.

Zu den Beschlüssen, die von der Frühjahrsvollversammlung gefasst wurden, gehört die Einführung eines "Silbernen Meisterbriefes", der ab nächstes Jahr auf Antrag an Handwerkmeisterinnen und Handwerksmeister verliehen werden kann, die vor 25 Jahren ihre Meisterprüfung erfolgreich abgelegt haben.