Vollversammlung Herbst 2015

Vollversammlung Herbst 2015

Handwerk will ausbildungswillige und ausbildungsfähige Flüchtlinge in Ausbildung bringen

Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz verabschiedet Wirtschaftsplan 2016 - Dirk Palige vom Zentralverband des Deutschen Handwerks Gastredner

Die Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz hat den Wirtschaftsplan für das Jahr 2016 verabschiedet. Die Summe der Aufwendungen und Erträge beläuft sich auf rund 20 Millionen Euro. Zuvor hatte Präsidentin Brigitte Mannert zur Wirtschafts- und Ausbildungssituation im pfälzischen Handwerk Stellung genommen, während der Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Handwerks Dirk Palige als Gastredner auf aktuelle Fragen der Handwerkspolitik eingegangen war.

In ihrem Sachstandsbericht konnte Mannert eine gute wirtschaftliche Bilanz für das pfälzische Handwerk vorlegen. Die Wirtschaftslage sei "auch in diesem Herbst auf hohem Niveau geblieben", sagte Mannert. 85 Prozent der Handwerksbetriebe hätten bei der Herbstumfrage der Handwerkskammer der Pfalz zur Wirtschaftslage ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend eingestuft. Das seien drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, und "auch weitere Konjunkturindikatoren wie der Auftragsbestand, die Betriebsauslastung und die Umsatzentwicklung sprechen für eine positive Entwicklung".

Treibende Kraft der Handwerkskonjunktur sind nach Mannerts Ausführungen die Bau- und Ausbauhandwerke. Beide Branchen profitierten "nach wie vor von günstigen Zinsen und dem Trend, vorhandenes Vermögen in Eigenheime und Immobilien zu investieren". Ebenfalls sehr gut ist demnach die Entwicklung in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf, bei den Gesundheitshandwerken und in der Kfz-Branche, wo die Zahl der positiven Einschätzungen gegenüber dem Vorjahr um 7,2 Prozent zulegt hat. Weniger gut sei dagegen die Entwicklung bei den Nahrungsmittelhandwerken und bei den Handwerken für den persönlichen Bedarf gewesen.

Bei ihren Ausführungen zur Ausbildungssituation konnte die Kammerpräsidentin über ein leichtes Plus von 0,7 Prozent bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen berichten. "Das ist erfreulich, aber natürlich viel zu wenig", sagte Mannert mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftebedarf. Um die Versorgung mit Nachwuchskräften sicherzustellen, müsse sich das Handwerk "nach allen Seiten umschauen". Dazu gehörten: "Lernbeeinträchtigte Jugendliche, die während der Ausbildung Unterstützung brauchen, Gymnasialabgänger, denen wir die Vorzüge einer Berufsausbildung näher bringen müssen, und Studienaussteiger, die sich beruflich neu orientieren wollen".

Besonders ausführlich widmete sich die Präsidentin der Zielgruppe der Flüchtlinge und Asylsuchenden. Wie die ganze Gesellschaft, sei auch das Handwerk gefordert, zur Integration dieser Menschen beizutragen. "Wir sind zu dazu bereit. Und unsere unser Anspruch ist es, möglichst viele ausbildungswillige und ausbildungsfähige Flüchtlinge in Ausbildung zu bringen", sagte Mannert. Dabei verwies sie auf das bei der Handwerkskammer angesiedelte Projekt "Flüchtlingsnetzwerker", mit dem junge Flüchtlingen in ein Praktikum oder eine Berufsausbildung vermittelt werden.

Voraussetzung dafür sei allerdings, "dass es gelingt, neben der Willkommenskultur eine Willkommensstruktur zu schaffen", sagte die Kammerpräsidentin. Dazu gehöre die umgehende Feststellung schulischer, sprachlicher und beruflicher Kompetenzen, die zügige Vermittlung ausreichender Deutschkenntnisse und Rechtssicherheit über den Aufenthaltsstatus während der Ausbildung und für die ersten zwei Jahre danach. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass die Integration von Flüchtlingen gelingt. Der Anteil von acht Prozent an Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die im Handwerk ausgebildet werden, zeige, dass das Handwerk "ein Stück gelebte Integration ist".

In seinem "Bericht aus Berlin" ging Dirk Palige unter anderem auf die "Flexi-Rente" und die Reform der Erbschaftssteuer ein. Er bezeichnete die vorgelegten Eckpunkte der Regierungskoalition zur "Flexi-Rente" als "unzureichend" und forderte: "Ältere Beschäftigte sollen durch flexiblere Hinzuverdienstregelungen bei der Teilrente Anreize für längeres Arbeiten bekommen". Bei der Erbschaftssteuer forderte Palige, an der Flexibilisierung der Lohnsumme festzuhalten und das sogenannte "Flat-Tax-Modell" mit niedrigen Steuersätzen und breiter Bemessungsgrundlage abzulehnen.

In einem weiteren Referat beleuchtete Christoph Krause, Leiter des Kompetenzzentrums für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation der Handwerkskammer Koblenz, die Herausforderungen und Chancen der fortschreitenden Digitalisierung im Handwerk. Unter der Überschrift "Handwerk 4.0" summierte er als Geschäftsfelder die davon berührt werden: digitale Planung, digitale Produktion, digitale Geschäftsprozesse und digitale Kommunikation. Für seine ehrenamtliche Mitarbeit in der Elektro-Innung der Südpfalz sowie in Gesellen- und Meisterprüfungsausschüssen wurde Klaus König aus Kandel mit der Ehrennadel in Gold der Handwerkskammer der Pfalz ausgezeichnet.