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FAQ zur Energiekrise

Im Folgenden haben wir die häufigsten Anfragen zur Lage im pfälzischen Handwerk zusammengefasst. Die Texte können mit Quellenangabe „Handwerkskammer der Pfalz – Pressestelle“ zitiert werden.



Vor dem Hintergrund der Energiekrise hat sich die Ministerpräsidentenkonferenz auf Details zum Entlastungspaket für Bürger und Unternehmen geeinigt. „Die Abschlagszahlungen in diesem Herbst waren für alle ein Preisschock und für einige wurden sie zur existentiellen Bedrohung“, weiß Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Deswegen wird der Staat im Rahmen einer Soforthilfe die im Dezember fälligen Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme übernehmen. Damit soll auch der Zeitraum bis zur Einführung der Gaspreisbremse rückwirkend zum 1. Februar 2022 überbrückt werden. Für private Haushalte und kleine und mittlere Unternehmen wird der Preis beim Gas gedeckelt. Für 80 Prozent des Verbrauchs, der der Abschlagszahlung vom September 2022 zugrunde liegt, wird ein Preis von 12 Cent festgesetzt. Damit haben Verbraucherinnen und Verbraucher Planungssicherheit bis zum April 2024“, so die Ministerpräsidentin. Als Vergleichswert wird die Jahresverbrauchsprognose zugrunde gelegt, die den Haushalten mit der Abschlagszahlung für September 2022 zugesandt wurde. „Auch für viele Industriebetriebe stellen die hohen Preise eine existenzielle Bedrohung dar. Deshalb begrüße ich auch besonders, dass für die Industrie der Gaspreis auf sieben Cent netto pro Kilowattstunde von Januar 2023 bis April 2024 für ein Gas-Grundkontingent von 70 Prozent des historischen Verbrauchs reduziert wird“, so die Ministerpräsidentin weiter.
„Auch beim Strompreis werden wir mit einer Deckelung Bürgerinnen und Bürger und Wirtschaft entlasten“, so Dreyer. Der Stromverbrauch wird bei 80 Prozent gemessen am Vorjahresverbrauch auf 40 Cent pro kWh gedeckelt. Bei der Industrie werden 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 13 Cent pro kWh begrenzt. Diese immense Entlastung wird helfen, international konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist sehr wichtig, um Arbeitsplätze zu erhalten“, so die Ministerpräsidentin weiter. Trotzdem bleibe das ganz klare Signal weiter Energie zu sparen.

Quelle: Deutsches Handwerksblatt Nr. 18, Landesberichterstattung Rheinland-Pfalz

Viele pfälzische Handwerksbetriebe kämpfen zurzeit mit steigenden Energie- und Materialpreisen, Lieferengpässen und zu wenig Fachkräften. Diese Probleme bedrohen sie zum Teil sogar existenziell. Das seit Monaten währende multiple Krisenszenario setzt vielen Gewerken zu. Viele Betriebe haben noch mit den Spätfolgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Besonders die damals vom Lockdown betroffenen Friseure und Kosmetiker konnten die Umsatzeinbußen aus dieser Zeit noch nicht vollständig aufholen oder müssen zurzeit Rückzahlungen der in 2020 ausgezahlten Soforthilfen leisten.

Darüber hinaus treiben viele Betriebe die explodierenden Energie- und Materialkosten um. Besonders betroffen sind die energieintensiven Gewerke wie beispielweise die Metallhandwerke sowie auch Nahrungsmittel- und Gesundheitshandwerke. In der Gesamtschau zeigt sich die Situation im pfälzischen Handwerk zwar relativ heterogen, doch Unsicherheiten bei der Kostenentwicklung, die mangelnde Planungssicherheit, die steigende Inflation und die damit verbundene Angst vor der Zukunft ziehen sich wie ein roter Faden durch nahezu alle Gewerke.

Deshalb versuchen immer mehr Betriebe nachhaltig zu arbeiten und Energie einzusparen, zum Beispiel durch Wärmerückgewinnung, Dämmung, sparsamen Materialeinsatz, Vermeidung von Leerlauf oder Nutzung regenerativer Energien wie beispielsweise PV- oder Solarthermie-Anlagen. Dennoch bestehen trotz des Einsparpotenzials große Abhängigkeiten vom Energieversorger.

Im Handwerk wird Gas als Prozessenergie bzw. Prozesswärme in erheblichem Umfang eingesetzt. Die Produktions- bzw. Arbeitsschwerpunkte eines Unternehmens entscheiden dabei über den Energieverbrauch. Eine Statistik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) aus KW17/2022 zeigt, dass 20 % aller befragten Betriebe Erdgas für die erforderliche Prozesswärme nutzen. So haben beispielsweise die Nahrungsmittelhandwerke wie Bäckereien, Fleischereien und Brauereien einen besonders hohen Gasbedarf, ebenso das Metallbauerhandwerk.

Über die reine Prozesswärme hinaus machen sich die gestiegenen Energiekosten in nahezu allen  Gewerken bemerkbar. Betrachtet man die Energie- und Lieferproblematik im Gesamten, sind über die oben genannten produzierenden Handwerke auch die Bau- und Ausbauhandwerke betroffen. Der Baustoffmangel wirkt sich neben der „Holzbranche“ (Zimmerer, Dachdecker, Tischler) auch auf diverse andere Bau- und Ausbauhandwerke wie Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker, Maurer und Betonbauer, Fliesenleger und noch einige mehr aus. Es handelt sich demnach nicht um ein punktuelles Problem, sondern es erstreckt sich über mehrere Branchen.

Viele Betriebe haben im Grunde keine andere Möglichkeit, als die Mehrkosten an die Kunden weiterzugeben. Im Bäckerhandwerk wird dies dazu führen, dass einige Kunden verstärkt die günstigeren industriell erzeugten Discounter-Backwaren kaufen. Aber auch andere Gewerke wie Friseure sind betroffen: Ein Friseursalon benötigt oft mehr als 1.000 Liter Warmwasser pro Tag und muss die Geschäftsräume so heizen, dass die Kunden nicht im Kalten sitzen. Viele Betriebe versuchen dennoch, Preiserhöhungen für ihre Kunden zu vermeiden, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können. Dadurch entstehen wirtschaftliche Probleme, sodass die Betriebe um ihre Existenz bangen.

Können oder werden die hohen Kosten nicht an die Kunden weitergeben, kann dies dazu führen, dass zahlreiche Betriebe durch die fehlenden Umsätze und die steigenden Kosten in eine existenzielle Notlage geraten. Erschwerend wirken sich hohe Materialkosten und -knappheit sowie fehlende Fachkräfte und die steigende Inflationsrate aus. Die mit der schwierigen Materialbeschaffung verbundenen langen Auftragsabarbeitungszeiten bergen außerdem das Risiko einer langen Vorfinanzierung der Kosten durch die Betriebe.

Die sich daraus ergebende Situation ist für viele Betriebe äußerst problematisch. Die Preisexplosion führt in manchen Gewerken sogar dazu, dass bestehende Aufträge unwirtschaftlich werden. In solch einer Lage verlässliche Kostenkalkulationen zu machen, ist schwierig. Es gibt vermehrt Stornierungen und Auftragsverschiebungen bis hin zu kompletten Produktionsausfällen.

Die Auftragslage ist abhängig vom jeweiligen Gewerk und den hauptsächlichen Auftraggebern (Industrie oder Privatkunden). Eine differenzierte Beschreibung der einzelnen Auftragslagen in den verschiedenen Gewerken können Sie in dieser Übersicht einsehen.

Generell werden zurzeit vermehrt Auftragsaltbestände abgearbeitet. Im privaten Bausektor verzeichnet man jedoch beispielweise viele Auftragsstornierungen, weil oft die Baufinanzierung durch die Preisentwicklung gefährdet ist. Die Preisexplosion führt in manchen Gewerken sogar dazu, dass bestehende Aufträge unwirtschaftlich werden. In solch einer Lage verlässliche Kostenkalkulationen zu machen, ist schwierig. Es gibt vermehrt Stornierungen und Auftragsverschiebungen bis hin zu kompletten Produktionsausfällen.

Als sicheres Indiz dafür, dass sich die Auftragsbücher im nächsten Jahr leeren werden, sieht Kammerpräsident Dirk Fischer die jetzt schon deutlich spürbar gesunkene Nachfrage der Kunden nach Angeboten, wie aus einem Austausch mit Mitgliedern der Vollversammlung hervorging (KW 38/2022).

Bisher haben wir für den Kammerbezirk Pfalz vereinzelte Betriebsschließungen aus Gründen der Energiepreissteigerung verzeichnet. Es treten aber vermehrt Handwerksbetriebe – insbesondere Bäcker – an uns heran, die befürchten, dass aufgrund der notwendigen Preisanpassungen die Kundschaft ausbleibt. Damit einher geht natürlich auch eine grundsätzliche Angst vor einer Insolvenz.

Wir beraten unsere Mitgliedsbetriebe kostenfrei zu den Themen Betriebsschließung, Liquiditätsplanung, Preiskalkulation und Energieeinsparung. Hierbei ist eine zunehmende Nachfrage im Bereich Energieeinsparung erkennbar.

Darüber hinaus treten viele Handwerksbetriebe an uns heran, die sich mit dem Thema Betriebsnachfolge beschäftigen. In Einzelfällen ist davon auszugehen, dass nicht nur der demografische Wandel, sondern auch die aktuelle Energiekrise die Tatsache begünstigen, dass Betriebsinhaber eine zeitnahe Betriebsnachfolge anstreben.

Die bisher geplanten Kredite und Bürgschaftsprogramme sind unserer Einschätzung nach für das Handwerk nicht ausreichend. Bei den Zuschüssen für besonders energieintensive Gewerke besteht die Gefahr, dass Handwerksbetriebe von der Förderung ausgeschlossen werden. Das darf nicht passieren – hier muss für eine Gleichbehandlung von Handwerk und Industrie gesorgt werden. Natürlich kann der Staat nicht alle Risiken abfedern – jedoch dürfen die kleinen und mittleren Betriebe dort, wo Unterstützungsprogramme helfen, nicht außen vor bleiben. Es darf keine „Schieflage“ beim Thema Energiekosten entstehen.

Die Preisexplosion im Bereich der Materialbeschaffung belastet die Betriebe bereits: Holz, Metalle, Kunststoffe und Dämmstoffe sind langfristig nicht mehr kalkulierbar und viele Aufträge laufen ins Minus. Zusammen mit den Energiepreiserhöhungen und der Inflation können kleinere Betriebe diese Situation wirtschaftlich nicht lange durchhalten. Die bisherigen Maßnahmen wie beispielsweise Preisgleitklauseln für öffentliche Gebäude sind nicht ausreichend, zumal nur wenige Kommunen die Preisgleitklauseln überhaupt in laufende oder neue Verträge einbauen. Preisanpassungen, insbesondere in laufenden Dienstleistungs- und Lieferverträgen von Bund, Ländern und Kommunen, müssen ermöglicht und zügig umgesetzt werden.

Wichtig ist auch, dass Handwerksbetriebe, die aufgrund der steigenden Energiekosten in eine akute Notlage geraten, schnell und effektiv finanziell entlastet und die hohen Energiepreise spürbar abgefedert werden. Neben der bereits beschlossenen Gas- und Strompreisbremse sind weitere staatliche Notfallhilfen zu erwarten, allerdings gibt es noch keine konkreten Aussagen, wie die Ausgestaltung aussehen soll. Jetzt sind die Bundesländer gefragt, den Bau von speziell auf Handwerksunternehmen zugeschnittenen Härtefallbrücken schnell voranzutreiben, um Liquiditätsengpässe im Januar und Februar bei den energieintensiven betroffenen Betrieben zu verhindern. Denn die Liquiditätsreserven sind nach zwei Pandemiejahren aufgezehrt; die Härtefallbrücke muss also tragen, um Betriebsstillstände bei Produktion und Dienstleistung im Handwerk zu vermeiden.

Die Betriebe erhoffen sich durch die Gas- und Strompreisbremse eine Chance, die schwierigen Zeiten zu überbrücken. Es wird sich im Laufe des Jahres 2023 herausstellen, ob dies gelingen kann, denn die Energiepreise befinden sich trotz der Deckelung immer noch auf einem hohen Niveau. Es muss im Blick behalten werden, dass einige Betriebe mit diesem "new normal" überfordert sein werden.

Aktuell wenden sich viele Betriebe mit Fragen an unsere Betriebsberatungsstelle. Nachfolgend ein Auszug der Beratungsschwerpunkte:

  • Gibt es finanzielle Unterstützung zur Kompensation der gestiegenen Energiekosten?
  • Welche Tipps zum Energieeinsparen gibt es für ein bestimmtes Gewerk?
  • Kann die Handwerkskammer dabei unterstützen, die aktuelle Preiskalkulation aufgrund der momentanen Entwicklung (steigende Energie-, Personal- und Materialkosten) zu überarbeiten?
  • Wie können die Mitarbeiter des Unternehmens in der aktuellen Situation unterstützt werden?

Für diese und andere Fragen zum Thema Energiepreise stehen unsere Betriebsberater den pfälzischen Mitgliedsbetrieben kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus bieten sie betriebswirtschaftliche Beratungen zu den Themen Unternehmenskalkulation und Krisenbewältigung an. Kontakt: beratung@hwk-pfalz.de; Tel. 0631 3677-112.