Jan Leyser berichtete von seinen Erfahrungen als Betriebsberater beim Thema Betriebsnachfolge
HWK der Pfalz
Jan Leyser berichtete von seinen Erfahrungen als Betriebsberater beim Thema Betriebsnachfolge

12.05.2023 - erschienen in: Deutsches Handwerksblatt 05/2023, Kammer-ReportDamit die Nachfolge gelingt

Der gut besuchte Informationsabend der Handwerkskammer zeigte, wie viele Betriebsinhaber sich mit der Nachfolge beschäftigen. Doch um eine Betriebsnachfolge erfolgreich zu gestalten, gibt es einiges zu beachten.

Bis zum Jahr 2026 suchen allein in Deutschland rund 190.000 Handwerksbetriebe einen Nachfolger. Eine Zahl, die aufhorchen lässt. In Zeiten des anhaltenden und sich immer weiter zuspitzenden Fachkräftemangels stellt sich die Frage: Wird jeder dieser Betriebe einen passenden Nachfolger finden und erfolgreich weiterbestehen können? Antworten auf diese Fragen sind vielschichtig und hängen von Faktoren wie der demografischen Entwicklung oder der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe ab, wieder mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern.

Jedoch gibt es auch viele konkrete Stellschrauben, um den eigenen Betrieb rechtzeitig in die "richtige Spur" zu lenken und so die Chancen für eine erfolgreiche Übernahme zu erhöhen. Um diese Faktoren und was jeder einzelne Betriebsinhaber oder gründungswillige Übernehmer bereits jetzt tun kann, ging es am Informationsabend zum Thema "Betriebsnachfolge". Dazu hatte die Betriebsberatungsstelle der Handwerkskammer der Pfalz am 23. März in das Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Kaiserslautern eingeladen. Die große Resonanz zeigte: Vielen Betriebsinhabern im Handwerk ist die Problematik bewusst.

"Indem Sie heute hier sind und sich frühzeitig über das Thema informieren, sind Sie schon einen wichtigen Schritt in Richtung einer erfolgreichen Betriebsübergabe gegangen", stellte Jan Leyser, Leiter der Betriebsberatungsstelle der Handwerkskammer der Pfalz, fest. Denn bei einer frühzeitigen Planung der Betriebsübergabe oder -übernahme kann der Fortbestand des Unternehmens langfristig gesichert werden und das Lebenswerk des Inhabers bestehen bleiben. Arbeitsplätze bleiben erhalten und die Kunden können weiterhin bedient werden. "Wir empfehlen, bereits ab dem 55. Lebensjahr über die Zukunft des Betriebes und die eigene Altersversorgung nachzudenken. Denn oft ist mit einer erfolgreichen Übergabe auch die finanzielle Absicherung im Alter verbunden", so Leyser.

Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Projektes "Handwerk attraktiv" angeboten, das vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium gefördert wird und das sich nicht nur mit der Fachkräftegewinnung und -sicherung, sondern auch mit der attraktiven Positionierung als Arbeitgeber oder künftiger Übernahmebetrieb beschäftigt. Projektleiter Andreas Urschel lud die Anwesenden dazu ein, sich beraten zu lassen, um den Betrieb schon früh bestmöglich aufzustellen und attraktiv für potenzielle Nachfolger zu machen – beispielweise durch ein gut funktionierendes Geschäftsmodell, eine optimale Außendarstellung und die Ausschöpfung von Potenzialen in den Bereichen Digitalisierung und Innovation.

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Nur jeder zweite Betrieb wird heute innerhalb der Familie übergeben. "Schauen Sie sich auch in Ihrer eigenen Belegschaft, bei Kunden und Kooperationspartnern um", riet Leyser. "Vielleicht hat einer Ihrer Mitarbeiter bereits Führungsqualitäten gezeigt oder könnte sich dahingehend weiterentwickeln." Oftmals könnten durch Fortbildungen wie etwa zum "Geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung" oder durch Führungskräfteseminare Menschen gezielt qualifiziert und über einen längeren Zeitraum auf neue Aufgaben vorbereitet werden. So kann eine künftige Führungsebene aufgebaut und das eigene Wissen frühzeitig weitergegeben werden. Sollte sich im persönlichen Umfeld kein geeigneter Nachfolger finden, können die Betriebe beispielsweise durch die Eintragung des Übergabeangebots in den Betriebsbörsen der Handwerkskammern die Gründungswilligen auf sich aufmerksam machen. Bundesweit hat sich beispielsweise die Unternehmensbörse nexxtchange.org etabliert.

Grundlage, um überhaupt in Verhandlungen eintreten zu können, ist die Analyse des Unternehmenswertes und der Übergabefähigkeit: Ist der Betrieb rentabel? Gibt es einen Investitionsstau? Welche Altersstruktur hat das Personal? Dazu kommt eine Bewertung des Unternehmenswertes, um grobe Fehleinschätzungen zu vermeiden und einen Orientierungswert für die Verkaufsverhandlungen zu erhalten. Dabei helfen die Betriebsberater, indem sie für die Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer kostenlose Analysen und Bewertungen erstellen. Darin fließen positive wie negative Faktoren ein, wie die Zukunftsfähigkeit der Produkte und Märkte, das Image des Unternehmens, Standort, Auftragslage und Mitarbeiterstruktur. Auch bei steuerlichen Fallstricken gibt es bei einer Schenkung, einem Verkauf oder einer Betriebsaufgabe einiges zu beachten. Hierfür sensibilisieren die Berater und unterstützen die Betriebe in gemeinsamen Gesprächen mit den Steuerberatern.

Interessenten für die Übergabe oder Übernahme eines Betriebes können sich bei der Betriebsberatungsstelle der Handwerkskammer der Pfalz melden. Neben der Ermittlung des Unternehmenswertes und der -potenziale geben die Berater wichtige Tipps zur richtigen Strategie, einer erfolgreichen Fachkräftegewinnung und -sicherung sowie der Weiterbildung von Beschäftigten. Gerade auch bei den Themen Altersvorsorge und Notfallmanagement sowie bei der Verhandlung und Abwicklung des Verkaufs oder der Betriebsschließung helfen die Experten mit fachmännischem Know-how weiter.



Ansprechpartner:

Betriebsübergabe

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Jan Leyser

Geschäftsbereichsleiter Betriebsberatung und Gewerbeförderung

Tel. 0631 3677-109

Fax 0631 3677-263

jleyser--at--hwk-pfalz.de

Projektleitung "Handwerk attraktiv"

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Andreas Urschel

Tel. 0631 3677-106

Fax 0631 3677-263

aurschel--at--hwk-pfalz.de