08.08.2011Mitglieder der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion im Gespräch mit der Handwerkskammer der Pfalz

Informations-Besuch beim pfälzischen Handwerk

Die Ausbildungssituation im Handwerk, die derzeitige Wirtschaftslage der Handwerksbetriebe in der Pfalz sowie die hoheitlichen Aufgaben und Dienstleistungen der Handwerkskammer der Pfalz standen im Mittelpunkt eines Besuches von Mitgliedern der CDU-Fraktion des rheinland-pfälzischen Landtages bei der Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern.

Dazu gehörte eine Besichtigung des Kunden-Centers der Handwerkskammer und des Berufsbildungs- und Technologiezentrums in Kaiserslautern, von der sich die Parlamentarier sehr beeindruckt zeigten. An dem Meinungsaustausch waren neben der Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner und den Landtagsabgeordneten Thomas Weiner und Dr. Norbert Mittrücker auch die Bundestagsabgeordnete Anita Schäfer, der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Kurt Lechner, sowie der Geschäftsführer der Mittelstand- und Wirtschaftsunion der rheinland-pfälzischen CDU, Helmut Klapheck, beteiligt.

Kammerpräsidentin Brigitte Mannert ging auf die "sehr gute aktuelle Wirtschaftslage" des Handwerks ein. Davon würden insbesondere die Bau- und Ausbauhandwerke überdurchschnittlich profitieren und dazu habe nicht zuletzt die Förderung der Energieeffizienz und Gebäudesanierung beigetragen. Auch zur Ausbildungssituation äußerte sich Mannert optimistisch, da die Handwerkskammer bei den Lehrvertragseingängen im ersten Halbjahr einen leichten Zuwachs zu verzeichnen habe. Allerdings dürfe dies nicht darüber hinweg täuschen, dass es aufgrund rückläufiger Schulabgängerzahlen "für das Handwerk immer schwieriger wird, seine Lehrstellen zu besetzen".

Vor diesem Hintergrund forderte die Kammerpräsidentin die Politik dazu auf, "der beruflichen Bildung einen höheren Stellenwert einzuräumen". Sie sprach sich für eine stärkere Berufsorientierung in den Schulen aus und bot dafür die Mitarbeit der Handwerkskammer und ihrer beruflichen Bildungseinrichtungen an. Mannert verwies auf die Aktivitäten der Handwerkskammer, zum Beispiel die Durchführung verschiedener Projekte zur Ausbildung und Fachkräftesicherung, die sich als zielführend und erfolgreich erwiesen haben. Dazu gehöre auch die Imagekampagne des deutschen Handwerks, die einen Beitrag zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung leisten könne.

Über die Entwicklung beim Betriebsbestand berichtete Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich. Er wies darauf hin, dass die Reform der Handwerksordnung zu mehr Betriebsgründungen geführt, aber nicht zur wirtschaftlichen Stabilität von Existenzgründungen beigetragen habe. Als Beispiel nannte er das Fliesenlegerhandwerk. In diesem Gewerbe habe die Novellierung zu einem Existenzgründungsboom geführt, durch den vor allem Ein-Mann-Betriebe gegründet wurden und der zu einem Verdrängungswettbewerb und Preisverfall geführt habe. Als bedenklich bewerte Hellrich die von der Landesregierung beabsichtigte Reduzierung der Landesmittel zur Förderung von überbetrieblichen Unterweisungsmaßnahmen von derzeit einem Drittel auf zehn Prozent.

Auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Julia Klöckner sprach sich dafür aus, der beruflichen Bildung einen höheren Stellenwert einzuräumen. Es sei nicht einzusehen, "warum ein Studium aus öffentlichen Mitteln subventioniert wird, während die berufliche Bildung bezahlt werden muss". Sie unterstrich die Bedeutung der überbetrieblichen Ausbildung in den Berufsbildungszentren der Handwerkskammer und versprach, sich für die Wiederherstellung der Drittel-Finanzierung des Landes einzusetzen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des zunehmenden Fachkräftebedarfs sprach sich Klöckner für "eine Qualifizierungsoffensive nach innen" aus, "da das Problem nicht allein durch Zuwanderung von außen" gelöst werden könne.

Weitere Themen der Unterredung waren: die Vergabeverfahren bei öffentlichen Ausschreibungen, die Meisterprüfung und die Bildungs- und Qualifizierungsangebote der Handwerkskammer der Pfalz.