
Präsident Dirk Fischer (l.) mit einigen Mitgliedern der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz
26.06.2025Pfälzisches Handwerk weiterhin stabil
Vollversammlung: Handwerkskammer der Pfalz stellt die aktuelle Wirtschaftssituation, neue Berufsbildungsprojekte sowie den Geschäftsbericht 2024 vor
In der Sitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz am 25. Juni in ihrem Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Kaiserslautern zog Präsident Dirk Fischer eine Wirtschaftsbilanz, die einmal mehr von ökonomischen und politischen Unwägbarkeiten geprägt war. Die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage im pfälzischen Handwerk haben allerdings ergeben, dass das pfälzische Handwerk trotz des konjunkturell schwierigen Umfeldes eine bemerkenswerte Stabilität zeige.
"Dreiviertel der befragten Betriebe schätzte ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend ein – allerdings mit deutlichen Unterschieden je nach Branche", sagte Präsident Fischer. So sei die Zufriedenheit der Baubetriebe und der Handwerke für den gewerblichen Bedarf leicht gestiegen, während die Gesundheitshandwerke und personenbezogene Dienstleister, wie etwa Fotografen und Friseure, weniger zufrieden waren. Die größten Herausforderungen, wie der hohe Bürokratieaufwand und der anhaltende Fachkräftemangel – der besonders im Nahrungsmittelhandwerk schon vermehrt zu Betriebsschließungen geführt habe – bestünden weiterhin.
"Auch die Nachfolgeproblematik bereitet uns Sorge. Bundesweit stehen in den nächsten fünf Jahren rund 190.000 Betriebe zur Übergabe an", stellte der Kammerpräsident fest. Er forderte bessere politische Rahmenbedingungen für eine Betriebsübernahme. Als Beispiel nannte er gezielte finanzielle Zuschüsse oder zinslose Darlehen für Nachfolgelösungen, die dazu beitragen könnten, den Fortbestand erfolgreicher Geschäftsmodelle zu sichern. Als größte Hürden im Nachfolgeprozess wurden in einer aktuellen Studie zur Unternehmensnachfolge in Rheinland-Pfalz die hohe Bürokratie- und Steuerlast genannt. Präsident Fischer betonte, dass sich das neue Wachstumsprogramm der Bundesregierung als probates Instrument zur Stärkung der Wirtschaft erweisen könne, wenn die angekündigten Entlastungen und Anreize möglichst schnell in den Betrieben ankommen und praxisnah ausgestaltet werden.
Abschließend hob Fischer die Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit im Handwerk hervor und warb für eine Mitgliedschaft der Handwerksbetriebe in den 72 pfälzischen Innungen: "Ein starkes Handwerk braucht eine starke Organisation".
Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler präsentierte den neu erschienenen Geschäftsbericht und gab einen Überblick über die Aktivitäten und Initiativen der Handwerkskammer im abgelaufenen Jahr. In seinem Bericht stellte er zwei neue Berufsbildungsprojekte der Handwerkskammer vor, die im Bereich der Nachwuchs- und Fachkräftesicherung sowie der überbetrieblichen Ausbildung zum Einsatz kommen werden.
"Das Projekt `InnoLernKI´ ist ein KI-basiertes Lernsystem, das wir in der überbetrieblichen Ausbildung der Gewerke Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie in der Elektrotechnik einsetzen werden. Hauptbestandteil ist eine interaktive Schulungswand, mit der die Auszubildenden praxisnah und anschaulich lernen können. Die Arbeit an der Wand wird durch KI-Anwendungen begleitet, die speziell für dieses Projekt entwickelt wurden. Ziel ist es, handwerkliche Fertigkeiten mit neuen Technologien zu verknüpfen", erläuterte der Hauptgeschäftsführer.
Das Projekt `JOBvision´ soll dazu beitragen, die Fachkräftesituation im pfälzischen Handwerk nachhaltig zu verbessern. Durch die Stärkung von gezieltem Ausbildungsmarketing, Azubi-Recruiting und Onboarding in Ausbildungsbetrieben sollen die Unternehmen intensiv bei der Nachwuchsgewinnung unterstützt werden. Durch Direktvermittlung von Auszubildenden und den Abbau von Passungsproblemen sollen mehr freie Ausbildungsplätze besetzt werden können.