kraftfahrzeugmechatroniker_05-kleiner
Marketing Handwerk GmbH

Konjunktur Herbst 2020Wie geht's dem Handwerk?

  • Getrübte Stimmung im Kfz- und Nahrungsmittelhandwerk
  • Personenbezogene Gewerke beklagen hohe Umsatzeinbrüche
  • Jeder vierte Betrieb im Gesundheitshandwerk reduziert Personal
  • Kaum Auswirkungen im Bau- und Ausbauhandwerk

Die aktuelle konjunkturelle Lage des pfälzischen Handwerks ist gekennzeichnet durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Lockdowns. So ist es nicht verwunderlich, dass vor allem das Nahrungsmittelhandwerk und die personenbezogenen Dienstleister mit starken Einbrüchen zu kämpfen haben.

Auftragslage:
Im Kfz-Handwerk gaben 48 % der Befragten an, einen unterdurchschnittlichen Auftragsbestand zu haben. Im Gesundheitshandwerk beklagten dies 43 % und im personenbezogenen Dienstleistungsbereich 44 % der Betriebe. Es ist davon auszugehen, dass bei den aktuell steigenden Corona-Fallzahlen mit Ausweisung von Risikogebieten und die damit einhergehenden Einschränkungen die vorliegenden Werte weiter steigen werden.

Umsatzentwicklung:
Die Umsatzentwicklung hat sich insgesamt verschlechtert. Dennoch vermelden 73 % der Handwerker aktuell höhere oder gleiche Einnahmen. Der Vorjahreswert lag bei 80 %.

Mitunter den stärksten Umsatzeinbruch gab es bei den Kfz-Betrieben: 46 % der Betriebe vermelden einen Umsatzrückgang. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und nicht allein der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Dieseleinschränkungen, Hersteller-Skandale und die Umrüstung auf E-Mobilität verunsichern die Verbraucher. Auch sind die aktuell fünf Millionen Bezieher von Kurzarbeitergeld zurückhaltend bei langfristigen Investitionen.

Die Konjunkturbefragung der Handwerkskammer der Pfalz ergab auch, dass im Bereich der persönlichen Dienstleister 43 % der Friseure und 47 % der Fotografen mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Auch hier sind die direkten Auswirkungen der Corona-Pandemie spürbar. Geschlossene Betriebe im Lockdown und abgesagte Festlichkeiten wirkten sich unmittelbar und nachhaltig auf die wirtschaftliche Lage der Betriebe dieser Branche aus.

Investitionsgeschehen:
Der ungewisse Verlauf der Corona-Pandemie hat unter Umständen auch zu einer Reduzierung der Investitionsvorhaben geführt. Gegenwärtig gaben 32 % (Vorjahreswert: 23 %) der Betriebe an, ihre Investitionen reduziert zu haben. Auch in der Zukunft möchten 35 % (Vorjahreswert: 25 %) der Befragten ihre Investitionsaufwendungen herunterfahren.

Personalbestand:
Der Personalbestand konnte weitestgehend konstant gehalten werden. 86 % der Betriebe gaben an, kein Personal abgebaut zu haben. 9 % der Betriebe rechnen damit, im kommenden Quartal Personal freisetzen zu müssen.

Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung im Personalbereich sahen sich gegenwärtig 23 % der befragten Gesundheitshandwerker gezwungen, Personal abzubauen.

Caroline Roth, Betriebsberaterin der Handwerkskammer, erläutert die Situation: „Während in den personenbezogenen Handwerken wie etwa Friseure, Kosmetiker und Fotografen ein starker Umsatzeinbruch zu verzeichnen ist, haben die Bau- und Ausbaubranche auch diese (Wirtschafts-) Krise gut gemeistert und weiterhin eine starke Nachfrage zu verzeichnen. Ihre größte Herausforderung liegt eher in der Akquise von Fachkräften“.

Auslastung:
Diese Analyse spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Bau- und Ausbaugewerke sind nach wie vor gut ausgelastet. Die Auftragsvorlaufzeit beträgt im Baubereich 15,5 und im Ausbauhandwerk 10,3 Wochen und liegt damit auf Vorjahresniveau.

Die gute Auslastung ergibt sich zum einen aus dem Abarbeiten von Bestandsaufträgen aus der Vergangenheit und zum anderen aus dem Vorziehen von Bauvorhaben aufgrund der aktuellen Mehrwertsteuersenkung.

Derzeitige Geschäftslage:
Grundsätzlich sind 85 % der befragten Betriebe mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden.

Getrübte Stimmung herrscht im Kfz-Handwerk und Nahrungsmittelhandwerk: 30 % der befragten Betriebe dieser Branchen verzeichnen eine Verschlechterung ihrer aktuellen Lage. Bedingt durch Lockdown und Homeoffice wurde weniger mit dem Auto gefahren, was zu einem Rückgang im Reparatur- und Wartungsbedarf führte.

Im Bereich der Nahrungsmittelhandwerke wurden zahlreiche Veranstaltungen, Messen, Feste und Tagungen abgesagt oder auf ein Minimum an Besuchern bzw. Gästen reduziert. Daher sind viele Cateringaufträge dauerhaft ausgefallen. Auch die Gastronomen konnten nicht wie gewohnt beliefert werden.

Von den personenbezogenen Dienstleistern wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen oder Maß- und Änderungsschneider beurteilen gegenwärtig noch 75 % der Betriebe ihre Geschäftslage als mindestens zufriedenstellend.

Zukünftige Geschäftslage:
Alle Branchen blicken erwartungsvoll in die Zukunft. Somit erwarten 85 % der Betriebe eine gut bis zufriedenstellende Geschäftsentwicklung. Branchenübergreifend sehnen die befragten Betriebe das Ende der Pandemie herbei und erwarten damit einhergehend wieder eine Stabilisierung der Auftragslage.

Fazit:
Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler: „Das pfälzische Handwerk weist eine sehr heterogene Struktur auf. Deshalb ist die Krise je nach Branche unterschiedlich stark spürbar. Einzelne Bereiche waren und bleiben noch längerfristig von den Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens stark betroffen. Für die Gesamtheit der pfälzischen Handwerksbetriebe ist somit keine generelle Aussage zu treffen. Die überwiegende Mehrheit der befragten Betriebe ist zwar mit ihrer gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden, doch ist zu befürchten, dass die Folgen der Pandemie viele Betriebe noch zeitverzögert treffen können.“

Gerne unterstützen die Berater/innen der Handwerkskammer der Pfalz ihre Mitgliedsbetriebe bei der Bewältigung aktueller Schwierigkeiten ebenso wie bei der Erarbeitung neuer Strategien und Prozesse im betriebswirtschaftlichen und digitalen Umfeld. Kontakt: Betriebsberatung der Handwerkskammer der Pfalz, E-Mail: beratung@hwk-pfalz.de; Tel. 0631 3677-109.

aktuelle Geschäftslage_Herbst 2020

Umsatzentwicklung_Herbst 2020

Geschäftsklima_Herbst 2020