Tim SeidelDigitalisierungsberater
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InterviewLangfristig denken - Digital jetzt!

Digitalisierungsberater Tim Seidel erklärt, welche Möglichkeiten die Digitalisierung dem Handwerk bietet und berichtet vom neuen Förderprogramm „Digital jetzt“.

Seit dem 15. Juni ist Tim Seidel neuer Digitalisierungsberater* der Handwerkskammer der Pfalz. Der Wirtschaftsinformatiker gibt im Interview einen Einblick in dieChancen und Herausforderungen der Digitalisierung im Handwerk.

Handwerkskammer: Herr Seidel, was genau sind Ihre Aufgaben als Digitalisierungsberater und wie profitieren die Mitgliedsbetriebe davon?

Seidel: Meine primäre Aufgabe ist es, den Handwerkern Wege aufzuzeigen, ihren Betrieb digital und zukunftsfähig aufzustellen. Wichtig ist mir, den Betrieben die Chancen der Digitalisierung näher zu bringen, sie für das Thema zu sensibilisieren und offene Fragen zu klären. Hierzu möchte ich auch gezielt auf Existenzgründer zugehen und mit ihnen von Anfang an ihre Geschäftsmodelle digital gestalten. Dabei greife ich auf praktische Werkzeuge zurück, um den Gründern den digitalen Einstieg so leicht wie möglich zu machen.

Handwerkskammer: Soviel zur Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Digitalisierung im Handwerk – Wo läuft es gut und wo ist noch Luft nach oben?

Seidel: Einige Betriebe sind digital bereits gut aufgestellt. Ein Großteil ist bereits online auffindbar, entweder über eine eigene Webseite oder Social Media. Aber Luft nach oben gibt es noch, denn viele Unternehmensprozesse lassen sich durch digitale Lösungen effizienter und auf Dauer kostengünstiger gestalten.
Ein Beispiel: Durch den Einsatz einer digitalen Zeiterfassung ist es möglich, standortunabhängig die Arbeitszeit über das Smartphone zu erfassen. Statt viel Zeit für Protokolle und Stundenzettel aufzubringen, sind alle Informationen in Kürze verarbeitet. Aber auch zukunftsweisende Technologien wie der 3D-Druck oder die AR-Brille (Erweiterte Realität) bieten neue Möglichkeiten und steigern die Arbeitgeberattraktivität. Eine Umstellung kann nur effizient sein, wenn die Arbeitnehmer mit ins Boot geholt werden und wissen, wie sie mit den Neuerungen umgehen sollen. Die Digitalisierung der Abläufe beinhaltet folglich auch die Qualifizierung der Mitarbeiter.

Handwerkskammer: Was sind dabei die größten Herausforderungen?

Seidel: Gerade in ländlichen Gebieten erweitert man zurzeit den Breitbandausbau, der für eine moderne Arbeitsplatzgestaltung unumgänglich ist. Meine Bedenken gelten eher Betriebsinhabern, die bislang noch nicht in die Digitalisierung investiert haben. Natürlich ist die Einführung der Digitalisierung mit Kosten verbunden, aber jeder Betrieb sollte langfristig denken. Die Corona-Pandemie hat es verdeutlicht: In Branchen, in denen es möglich war, haben viele Betriebe zuletzt in die digitale Transformation investiert, zum Beispiel in Form eines Online-Shops. So konnten auch während des Lockdowns Umsätze erzielt werden. Die Digitalisierung bietet eine Chance für nachhaltige und krisensichere Geschäftsmodelle. Dazu passend gibt es das neue Förderprogramm „Digital jetzt“. Damit können bis zu 70 Prozent der Kosten für Investitionen in Soft- und Hardware sowie in die Mitarbeiterqualifizierung gefördert werden. Zur Beantragung ist ein Digitalisierungsplan nötig. Bei der Erstellung unterstütze ich unsere Mitgliedsbetriebe gerne.

Handwerkskammer: Sie haben die Corona-Pandemie gerade kurz angesprochen. Wie hat diese Ihre Arbeit verändert?

Seidel: Gerade digitale Formate werden bei Veranstaltungen immer wichtiger. Um die Betriebe weiterhin unterstützen zu können, haben wir ein Konzept mit Online-Seminaren ausgearbeitet. Interessierte können sich einfach via Smartphone, Tablet oder PC kostenfrei informieren. Auch Einzelberatungen finden jetzt häufi ger online und nicht persönlich statt. Dadurch sind wir flexibler geworden. Die Handwerker bekommen einfach einen Link per E-Mail und können sich bequem von zu Hause einwählen.
Kontakt: Tim Seidel, Tel. 0631/3677-232; E-Mail. tseidel@hwk-pfalz.de.

* Der „Digitalisierungsberater im rheinland-pfälzischen Handwerk“ wird finanziell gefördert durch das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium.