Lucy Schmidl
Joachim Schwitalla

Lucy Schmidl ist beste Sattlergesellin Deutschlands

Die Abiturientin verließ ihr Elternhaus in Österreich, um in der Pfalz eine Ausbildung zur Reitsportsattlerin zu machen.

„Ich gehe meinem Hobby nach und werde dafür bezahlt.“ Besser hätte es die junge Frau nicht treffen können, die ihre österreichische Heimat südlich von Wien verlassen hat, um in Pirmasens einer Ausbildung zur Sattlerin nachzugehen.

Nicht nur, dass Lucy Schmidl ihre Ausbildung bei der Sattlerei Sommer 2019 mit Bravour absolvierte, auch beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (PLW) zeigte die 22-Jährige, was sie draufhat. Sie punktete sowohl auf Kammer-, als auch auf Landes- und Bundesebene: Beste Sattlergesellin Deutschlands zu sein, will was heißen. Und darauf ist Schmidl stolz. „Für mich ging ein Traum in Erfüllung“, lässt sie den Leistungswettbewerb Revue passieren. „Bei den Wettbewerben habe ich gute Erfahrungen gemacht und neue Leute kennengelernt.“ Um mit einem selbst gefertigten Würfelbecher und einer Handtasche aus Leder zu punkten und die Jury mit akkuraten Nahttechniken zu überzeugen, hatte sie zusätzliche Stunden investiert. „Ich habe viel nach Feierabend gearbeitet. Dabei hat mir mein Chef mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, lobt sie die Unterstützung von Alexander René Sommer. Die Reiterei sei in Österreich weniger ausgeprägt als in Deutschland, sagt Schmidl. Als Reiterin mit einem eigenen Pferd war der Abiturientin der Name Sommer als Hersteller von Sätteln nicht unbekannt. Ihr Hobby, Lederarbeiten wie Hundeleinen und Halfter zu fertigen, lenkte ihren Blick auf eine Ausbildung als Sattlerin. „Eine handwerkliche Tätigkeit hat mich von klein auf begeistert.“

Im August 2017 ließ sie ihr Elternhaus in Wiener Neustadt, ihre Freunde und ihr Pferd zurück und startete in der Werkstatt der Firma Theo Sommer in der Westpfalz eine Ausbildung als Sattlerin. Zwischen Lederstapeln, Stanz- und Schneidemaschinen sowie diversen Werkzeugen fühlt sie sich wohl. Sie schwärmt davon, das Handwerk von der Pike auf zu lernen. Die Herstellung eines Reitsattels sei eine Einzelfertigung. „Jeder Sattel ist anders und muss Pferd und Reiter gerecht werden.“

Einen Sattel aus 60 Teilen zu fertigen, dazu brauche es vier bis fünf Tage, weiß sie aus Erfahrung. Ihre Erfahrung darf sie jetzt an Auszubildende des Betriebs weitergeben.

Die Theorie zum Handwerk vermittelte ihr der Besuch der Berufsschule im bayerischen Mainburg. Dass die Sattlerei neben 40 Mitarbeitern sieben Auszubildende von Hamburg bis Bayern beschäftigt, spreche für die Qualität des Ausbildungsbetriebs. Als Gesellenstück fertigte sie ein Zaumzeug. Als Meisterstück schwebt ihr ein Reitersattel vor. Doch bis dahin ist es noch ein Weilchen. Im Augenblick fühlt sich die junge Österreicherin in der Westpfalz wohl. Ihr Fernziel: Sich in ihrer Heimat selbstständig zu machen.