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Positive Wirtschaftslage und leicht steigende Ausbildungstendenz

Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz verabschiedete Wirtschaftsplan für das kommende Jahr

   
Die Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz hat den Wirtschaftsplan für das Jahr 2018 mit einem Volumen von etwa 22,5 Mio. Euro verabschiedet und liegt damit rund 900.000 Euro über dem Vorjahresniveau. Investitionsschwerpunkte sind im kommenden Jahr die Erweiterung und Modernisierung der beruflichen Bildungsstätten sowie weiterführende Maßnahmen in den Bereichen Digitalisierung und Fachkräftesicherung.

In ihrem Sachstandsbericht zur diesjährigen Herbstvollversammlung stellte Präsidentin Brigitte Mannert die besonderen Bemühungen der Handwerkskammer zur Fachkräfte- und Nachwuchssicherung heraus. „Viele Betriebe stoßen durch eine mangelnde personelle Ausstattung an ihre Grenzen; die Wartezeiten für die Kunden von der Auftragsvergabe bis zur Ausführung haben sich verlängert“, beschreibt Mannert die Situation. Vorrangige Aufgabe der Kammer sei es, die Betriebe im Kampf gegen den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel durch vielfältige Maßnahmen im Beratungs- und im Berufsbildungsbereich zu unterstützen. So hätten etwa Berufsorientierungsmaßnahmen, wie die jüngst durchgeführte Ferienwerkstatt in den Sommer- und Herbstferien etliche Schüler in das Berufsbildungszentrum und in die neue Berufsorientierungswerkstatt in der Innenstadt Kaiserslauterns geführt. Die kürzlich von der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig offiziell eröffnete Werkstatt biete jungen Menschen die Möglichkeit, Handwerk praktisch kennen zu lernen. Dieses neue Angebot sei von verschiedenen Schulen der Stadt und des Landkreises sehr gut angenommen worden und man erhoffe sich dadurch Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk begeistern zu können.

Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse sei in diesem Jahr erstmals leicht angestiegen, was die Handwerkskammer als positives Zeichen werte. Das neu entwickelte Ausbildungsmodell LehrePlusHS, das die duale Ausbildung mit einem berufsbegleitenden Studium verbinde, sei ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. „Die LehrePlusHS ist als Weiterentwicklung der dualen Ausbildung zu verstehen und stellt eine Verbindung zur anschließenden Fortbildung, wie etwa der Meisterausbildung, her“, erläuterte Mannert. Gerade passgenaue Fort- und Weiterbildungsangebote stünden im Fokus der Kammer, um Fachkräfte für die gestiegenen Anforderungen des Berufslebens zu qualifizieren. Es gelte, die Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung im Handwerk zu meistern und Fachkräfte passgenau an Stellen mit entsprechendem Bedarf zu vermitteln. Dafür habe die Kammer eigens eine neue Personalvermittlungs- und –beratungsstelle in Ludwigshafen eingerichtet.

Nach wie vor sieht Mannert Handwerk und Politik in der Pflicht, die Meisterausbildung als tragende Säule der handwerklichen Fortbildung zu stärken. Dafür eignen sich neben der LehrePlusHS auch die in diesem Jahr eingeführten Meisterboni I und II, die Jungmeister für ihre erfolgreich abgelegte Prüfung mit einem Bonus in Höhe von 1.000 Euro belohnen. Darüber hinaus erhält jeder Meister, der sich nach der Prüfung selbstständig macht, nochmals eine Prämie von 2.500 Euro als Starthilfe. Zum Thema Meisterbrief äußerte sich Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich als Mitglied der Planungsgruppe Handwerksordnung des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) näher. So habe der ZDH die Absicht, einen Prüfantrag in die anstehenden Koalitionsverhandlungen einzubringen, der Begründungen für die volkswirtschaftliche und juristische Sinnhaftigkeit einer möglichen Wiedereinführung der Meisterpflicht in bestimmten Handwerken liefern soll. Diese Maßnahme ziele auf die mit der Handwerksnovelle 2004 in etlichen Berufen abgeschaffte Meisterpflicht. Mit dieser Initiative und der Fortschreibung der mit der Landesregierung vereinbarten Fachkräftestrategie für weitere vier Jahre seien auch die politischen Weichen für die Fachkräftesicherung im Handwerk gestellt.

Nach wie vor profitiere das Handwerk von der guten konjunkturellen Lage. „Knapp 93 Prozent der befragten Betriebe haben ihre aktuelle oder die zu erwartende Geschäftslage mit gut oder befriedigend beurteilt. Das sind 2,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit rund drei Prozent mehr als im Vorjahr sind etwa 63 Prozent zu mehr als 80 Prozent ausgelastet“, stellte Mannert die Ergebnisse der kürzlich erfolgten Herbst-Konjunkturumfrage vor. Diese Zahlen zeichneten ein positives Bild des pfälzischen Handwerks. Auch im Hinblick auf eine transparente Rücklagenbildung sei die Kammer für die Zukunft gut aufgestellt: So attestierte ein externer Wirtschaftsprüfer der Vollversammlung, dass die Rücklagen der Handwerkskammer sachgerecht, angemessen und systematisch richtig ermittelt und gebildet wurden.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden Tischlermeister Helmut Schreider aus Frankenthal und Zahntechnikermeister Peter Trutzel aus Neustadt für ihre ehrenamtliche Arbeit in Vollversammlung, Innungen und Prüfungsausschüssen mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet. Um weiterhin Menschen für die ehrenamtliche Arbeit im Handwerk zu begeistern, unterstützt die Kammer das Projekt Perspektive Selbstverwaltung (PerSe), das der Arbeitnehmer-Vizepräsident Michael Lehnert federführend begleitet. Dieses Bildungsprojekt geht aus der 2015 von Vertretern aus Handwerk, Gewerkschaft und Politik unterzeichneten Erklärung zum Branchendialog hervor. Ziel dieser Vereinbarung ist es, Themen der Branchen zu identifizieren und Maßnahmen zu entwickeln, um die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität des Handwerks zu stärken.