25.01.2011Eine neue Chance auf Ausbildung
BvB-Maßnahme: Die Handwerkskammer der Pfalz führt im Bauzentrum in Kaiserslautern eine Berufsvorbereitungsmaßnahme durch, mit der Jugendliche für ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis im Handwerk qualifiziert werden.
Rund 70 Jugendliche aus der Nord- und Westpfalz arbeiten zurzeit im Bauzentrum der Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern darauf hin, eine Ausbildung in einem Handwerksberuf beginnen zu können. Sie sind Teilnehmer an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, die seit September 2009 im Auftrag der Arbeitsagentur Kaiserslautern durchgeführt wird. 132 Jugendliche haben bislang diese BvB-Maßnahme durchlaufen, 51 konnten in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis vermittelt werden, acht Teilnehmer haben in einer externen Prüfung den Hauptschulabschluss nachgeholt.
Die Maßnahme soll Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren, die noch keine berufliche Erstausbildung abgeschlossen haben, ermöglichen, sich beruflich zu orientieren, die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten für eine Berufsausbildung anzueignen und einen Ausbildungsplatz zu finden. Sie können sich in fünf Berufsfeldern erproben: Bau, Elektro, Metall, Farbe und Holz. Betreut werden die Jugendlichen, neben den Ausbildern für die fünf Gewerke, von drei Bildungsbegleitern, zwei Sozialpädagoginnen und einem Stützlehrer, mit dessen Hilfe Teilnehmer ohne Schulabschluss den Hauptschulabschluss nachholen können.
Am Beginn der Maßnahme steht, so erläutern die Bildungsbegleiter Patrick Wagner und Erik Florschütz das Qualifizierungskonzept, für jeden der zugewiesenen Teilnehmer eine individuelle Eignungsanalyse, die maximal sechs Wochen dauert. In dieser Zeit haben die Jugendlichen die Möglichkeit, die verschiedenen Berufsfelder kennen zu lernen. Die Bildungsbegleiter und Sozialpädagoginnen erfassen dabei die schulischen, persönlichen und sozialen Kompetenzen und Fähigkeiten der Teilnehmer, um „eine Beurteilung für die geeignete Berufswahl und den weiteren Maßnahmeverlauf abgeben zu können“.
An die Eignungsanalyse schließt sich – je nach Leistungsvermögen der Teilnehmer – die Grundstufe oder Übergangsqualifizierung an. Die Übergangsqualifizierung zielt auf die umfangreichere Vermittlung berufsbezogener Fertigkeiten durch Betriebspraktika und auf die Überführung in ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis. Die Grundstufe dient der Vermittlung beruflicher Grundfertigkeiten und der Vorbereitung auf ein Betriebspraktikum. Abhängig von der Entwicklung des einzelnen Teilnehmers kann nach Abschluss der Grundstufe eine Überleitung in die Förderstufe oder Übergangsqualifizierung erfolgen.
Diese Stufen, so erklärt Wagner, müssen allerdings nicht von jedem Jugendlichen durchlaufen werden, und die Dauer richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen und Qualifikationen. „Das System ist durchlässig und je nach dem Entwicklungstand eines Teilnehmers ist eine Schwerpunktbildung auf die zu ihm passende Grund-, Förder- oder Qualifizierungsstufe erforderlich“. Die sich an die Grundstufe anschließende Förderstufe durchlaufen vor allem „Jugendliche mit Bildungs- und Motivationsdefiziten und Jugendliche, die den Hauptschulabschluss nachholen wollen“. Die überwiegende Zahl der Teilnehmer wollen und können die Bildungsbegleiter schon früh mit der betrieblichen Praxis vertraut machen.
Dieser enge Praxisbezug gehört nach Wagners Einschätzung zu den Besonderheiten der Bildungsmaßnahme. Und deshalb ist ihm eine enge Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben, die Praktikumsplätze anbieten, sehr wichtig. Aus den bisher gemachten Erfahrungen weiß er, „dass mit einer praxisnahen Qualifizierung bessere Vermittlungsquoten erzielt werden und der Übergang in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt besser gelingt“. Kontakte zu den Betrieben herzustellen, Praktika zu vermitteln und die Teilnehmer beim Übergang in eine Ausbildung oder ein Arbeitsverhältnis zu begleiten, gehöre zu den wichtigen Aufgaben der Bildungsbegleiter.
Genauso wichtig ist ihm aber auch die durchgängige Betreuung der Teilnehmer durch Ausbilder, Lehrkräfte und Sozialpädagogen. Die Ausbilder vermitteln neben der Berufspraxis auch erste Kenntnisse in der Fachtheorie. Mit Hilfe des Stützlehrers werden die Schulkenntnisse in den Kernfächern Deutsch und Mathematik aufgefrischt. Und die Sozialpädagoginnen fördern die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Jugendlichen. Dazu gehören: Hilfe bei Problemen im privaten Umfeld, Kommunikations-, Sozial- und Konfliktbewältigungstraining, Schulung im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken und die Unterstützung beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen.
Mit dem bisherigen Verlauf der BvB-Maßnahme und der Vermittlungsquote ist Wagner sehr zufrieden. Er ist davon überzeugt, „dass das BvB-Team dazu beitragen kann, dem Lehrlings- und Fachkräftemangel im Handwerk entgegenzuwirken“. Er könne Handwerksbetrieben nur empfehlen, Jungendlichen, die die Maßnahme erfolgreich durchlaufen, „die Chance auf eine Ausbildung zu geben, weil wir die Jugendlichen über mehrere Monate kennen gelernt haben, die Ausbildungsreife einschätzen können und wissen, dass sie ausbildungswillig und gut darauf vorbereitet sind, einen Handwerksberuf zu erlernen“.
Handwerksbetriebe, die Praktikums- oder Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen wollen, können sich über Tel.: 0631 3677-472 (Patrick Wagner) oder Tel.: 0631 3677-473 (Erik Florschütz) mit den Bildungsbegleitern in Verbindung setzen.