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21.07.2022Getrübte Zukunftsaussichten im pfälzischen Handwerk

Handwerkskammer der Pfalz stellt die aktuelle Wirtschafts- und Ausbildungssituation sowie den Geschäftsbericht 2021 vor.

In der Sitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz am 21. Juli zog Präsident Dirk Fischer eine überwiegend positive Wirtschaftsbilanz für das erste Halbjahr. Die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage zeigten, dass die Handwerkskonjunktur weitgehend stabil geblieben sei. Allerdings seien die Zukunftsaussichten aufgrund des Krieges in der Ukraine, der immer noch andauernden Pandemie und des Fachkräftemangels in fast allen Branchen getrübt. Die durch den Ukraine-Krieg entstehenden Materialengpässe und Lieferausfälle sowie die steigenden Zinsen in Verbindung mit der schwin-denden Kaufkraft könnten ein ernst zu nehmendes Problem für das pfälzische Handwerk werden.

Im dritten Jahr der Pandemie schätzten gut die Hälfte der befragten Mitgliedsbetriebe ihre Geschäftslage als gut und ein weiteres Drittel als befriedigend ein. Aufgrund der seit längerem bestehenden Materialengpässe und corona-bedingten Ausfallzeiten in den Betrieben habe sich die Auftragsvorlaufzeit – also die Zeit von der Auftragserteilung bis zur Ausführung – auf 12 bis 17 Wochen verlängert.

In seinem Sachstandsbericht forderte Fischer deshalb sinnvolle Entlastungs- und Förderprogramme, um die Betriebe gezielt zu unterstützen. „Ich sehe die Gefahr, dass Klein- und Kleinstbetriebe den Problemen auf Dauer nicht standhalten können“, sagte Fischer. Der Fortbestand der betroffenen Betriebe sowie die Zukunft ihrer Beschäftigten hänge nun mehr denn je von den richtigen politischen Entscheidungen ab. Es ginge jetzt darum, das Handwerk zu stärken, da aufgrund der derzeit sinkenden Angebotsnachfrage im nächsten Jahr in vielen Gewerken mit drastischen Auftragseinbrüchen zu rechnen sei.

In seinem Bericht zur Ausbildungssituation wies der Kammerpräsident darauf hin, dass sich die Ausbildungslage wiederum leicht verschlechtert habe. Fischer gab einen Überblick über die aktuellen Berufsorientierungsmaßnahmen und Initiativen der Handwerkskammer. Gut besuchte Veranstaltungen in den Bildungszentren der Handwerkskammer sowie Ferienwerkstätten und der Einsatz eines Berufsorientierungsmobils auf den Schulhöfen werben um Nachwuchs im Handwerk.

In seiner Rede forderte Fischer die Politik zu einer Bildungswende auf, um die Attraktivität einer handwerklichen Ausbildung wahrnehmbarer zu machen. So sei es wichtig, jetzt die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung zu manifestieren. Fischer plädierte für die Einführung eines Azubi-Tickets, das es Auszubildenden ermögliche, kostenfrei mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, zur Berufsschule und zur überbetrieblichen Ausbildung zu kommen. So würde die Nutzung des ÖPNV gefördert, gleichzeitig etwas für Umwelt und Klimaschutz getan und die Mobilitätskosten für Auszubildende gesenkt. Wichtig für eine erfolgreiche Aus- und Weiterbildung sei außerdem eine hochmoderne Ausstattung der Bildungszentren der Handwerkskammer. Sie gewährleiste eine Ausbildung auf dem aktuellsten Stand der Technik. Dafür fließen dieses Jahr im Rahmen einer Modernisierungsoffensive rund 2,5 Mio. Euro in die Bildungszentren. Rund 1,2 Mio. Euro davon werden vom Bund als „Digitalpaket“ gefördert.

Als Gast begrüßte Fischer den Vizedirektor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Prof. Dr. Ulrich Walwei. Er warf in seinem Vortrag einen wissenschaftlichen Blick auf den Arbeitsmarkt im Handwerk und die nachfolgende Generation.

Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler stellte den neuen Geschäftsbericht vor: „Der neue Geschäftsbericht für das Jahr 2021 wirft ein Schlaglicht auf die zahlreichen Aktivitäten und Entwicklungen im pfälzischen Handwerk sowie auf das Engagement der Handwerkskammer für ihre Mitgliedsbetriebe und deren Beschäftigte. Gut für die Zukunft gerüstet zu sein, ist eines unserer wichtigsten Anliegen. Digitalisierung und Technologietransfer in den Betrieben voran zu bringen und auf höchstem Niveau auszubilden, sichert die Zukunftsfähigkeit des Handwerks.“

Für über 25-jährige ehrenamtliche Mitarbeit in Innung und Vollversammlung sowie als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger wurde Norbert Hartmann, Zimmerermeister aus Böhl-Iggelheim mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Die Ehrennadel in Silber für mindestens 15 Jahre Verdienste um das pfälzische Handwerk erhielten Andreas Dech, Maler- und Lackierermeister aus Ramsen, Gunther Dech, Maurermeister aus Ramsen, Xaver Fritz Mak, Dipl.-Ing. (FH) aus Zweibrücken, sowie die Vorstandsmitglieder der Handwerkskammer, Martin Eichhorn, Maler- und Lackierermeister aus Landau und Thomas Reidenbach, Maschinenbauer aus Pirmasens.