24.02.2023 - erschienen in: Deutsches Handwerksblatt 02/2023, Kammer-ReportKammerbeitrag: Wofür eigentlich?
Der Kammerbeitrag 2023 sichert die notwendigen Investitionen für die Zukunft des pfälzischen Handwerks. Gewinnung und Qualifizierung von Nachwuchskräften stehen im Vordergrund.
Die über viele Jahre weitgehend unveränderten Beitragssätze der Handwerkskammer der Pfalz müssen 2023 sowohl bei den Grund- als auch bei den Zusatzbeiträgen im Schnitt um etwa 10 Prozent angepasst werden. Einer der Gründe sind gestiegene Sachkosten, zum Beispiel für die Energiebeschaffung und den Materialaufwand in den Berufsbildungsstätten, die nicht mehr allein durch Einsparungen kompensiert werden können. Zudem ist für das Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Ludwigshafen eine umfangreiche Umstrukturierung und Modernisierung vorgesehen, die nach ersten Kostenschätzungen Investitionsausgaben in Höhe von rund 60 Mio. Euro umfasst. Trotz finanzieller Förderung durch Bund und Land von insgesamt etwa 65 Prozent muss die Handwerkskammer für den Rest einen Eigenanteil von rund 21 Mio. Euro aufbringen. Gegenwärtig stehen dieser Summe aber lediglich Rücklagen in Höhe von rund 4,5 Mio. Euro gegenüber. Um nicht vollständig vom Kapitalmarkt abhängig zu sein und zusätzliche Aufwendungen für Zinszahlungen zu vermeiden, sollen gemäß einem Beschluss der Vollversammlung die Rücklagen bis zum Zeitpunkt der Investition – so weit wie dies möglich und zumutbar ist – bis zur Zielmarke von 10 bis 12 Mio. Euro aufgestockt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist in den Jahren 2023 bis zum Zeitpunkt der Investition im Jahr 2026/27 jährlich eine Aufstockung der Rücklagen von rund 1 bis 1,5 Mio. Euro nötig. Auch wenn die öffentlichen Fördergeber ihre Zuschüsse für den laufenden Betrieb erhöht haben, ist die Anpassung der Beitragssätze für das Jahr 2023 unumgänglich, um zusätzliche Finanzierungskosten zu vermeiden.
Perspektivisch wird das Handwerk in der Pfalz stark von der Modernisierung der Bildungsstätte profitieren, da diese für die Gewinnung und Qualifizierung neuer Nachwuchskräfte unerlässlich ist. Mit Blick auf die Fachkräftekrise ist diese Investition eine notwendige und zielführende Maßnahme, um die Bedeutung des Handwerks als zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig herauszustellen. Der Wettbewerb um den Nachwuchs wird in den kommenden Jahren noch drastisch zunehmen, wenn die geburtenstarken Jahrgänge die Betriebe verlassen und sich die Differenz zwischen Neurentnern und Entlass-Schülern nochmals vergrößert. Nur wenn es dem Handwerk gelingt, sich bei jungen Menschen als technologisch führende und die Zukunft maßgeblich beeinflussende Wirtschaftsmacht zu positionieren, wird es im Wettbewerb um den Nachwuchs bestehen können. Deshalb ist die aktuelle Beitragsanpassung eine wichtige Investition in die Zukunft des Handwerks.
Den Verantwortlichen der Handwerkskammer im Ehren- und Hauptamt ist durchaus bewusst, dass diese Anpassung der Beitragssätze in der gegenwärtigen konjunkturellen Lage für einige Betriebe sehr belastend sein kann. Wo diese Last nicht in einer Summe gestemmt werden kann, können über die online im Kundenportal aufrufbaren Antragsformulare die Zahlungsmodalitäten angepasst werden.
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