11.10.2011Konjunkturindex auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren

Konjunkturumfrage der Handwerkskammer der Pfalz für Herbst 2011

Trotz Eurokrise und beginnendem Konjunkturpessimismus zeigt sich das Geschäftsklima bei den pfälzischen Handwerksbetrieben weiter auf hohem Niveau. Nach der von der Handwerkskammer der Pfalz bei rund 2.500 Mitgliedsbetrieben durchgeführten Herbstumfrage stieg der Konjunkturindex auf den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. 44,6 Prozent der Befragten zeigten sich mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden (Vorjahr: 47,3 Prozent), 41,7 Prozent bewerteten ihre Geschäftslage als „gut“ (Vorjahr: 34,2 Prozent).  

Nach wie vor die besten Einschätzungen kommen aus den Bau- und Ausbauhandwerken, wo 92,6 Prozent beziehungsweise 90,8 Prozent eine befriedigende oder gute Entwicklung konstatieren. Die Impulse hierfür gingen vorwiegend vom Wohnungsbau aus, während der gewerbliche Bau und öffentliche Aufträge nur eine untergeordnete Rolle spielten. Vor allem der nach wie vor hohe Bedarf an Renovierungen und energetischer Sanierungen im Gebäudebestand sowie der Trend zur Geldanlage in den eigenen vier Wänden haben zu dieser Stimulierung beigetragen. 

Auch die Handwerker für den gewerblichen Bedarf (Zufriedenheitsquote: 87,1 Prozent) erfreuten sich an positiven Rahmenbedingungen wie der steigenden Inlandsnachfrage nach Maschinen und Anlagen. Von der anziehenden Binnennachfrage und dem steigenden privaten Konsum haben zwischenzeitlich auch die Gesundheitshandwerker und das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe profitiert. Das Kfz-Handwerk kann per Saldo noch auf eine zufriedenstellende Situation verweisen, doch erhöht sich bereits die Zahl der Betriebe, die ihre Lage als schlecht bezeichnen. Weniger zufriedenstellend ist dagegen die Lage im Nahrungsmittelhandwerk, wo 36,4 Prozent der Befragten ihre Lage als negativ beschreiben. 

Die Produktionskapazitäten sind derzeit überdurchschnittlich gut ausgelastet. So melden 66,9 Prozent der Betriebe eine Betriebsauslastung von mehr als 70 Prozent (Vorjahr: 55,6 Prozent). Dadurch wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. So konnten 14,9 Prozent der Befragten ihren Personalbestand aufstocken und nur 11,8 Prozent mussten Entlassungen vornehmen. Insbesondere im Bau- und Ausbauhandwerk machte sich der zunehmende Fachkräftemangel bemerkbar und zahlreiche Betriebe waren gezwungen Überstunden anzusetzen. 

Als Indikator für die künftige Konjunktursituation gilt im Handwerk generell die Entwicklung des Auftragsbestandes. Die durchschnittliche Reichweite des Auftragsbestandes lag im dritten Quartal bei 7,4 Wochen und damit etwas höher als im Vorjahresquartal. Aktuell scheint sich der Auftragsvorlauf auf hohem Niveau zu stabilisieren. So melden nahezu genau so viele Handwerker gestiegene Bestände (23,2 Prozent) wie andererseits rückläufige Auftragsbestände (22,6 Prozent). 

Die positive Konjunkturstimmung im Handwerk wird getrübt durch die Preisentwicklung auf den Beschaffungsmärkten. So klagt nahezu jeder zweite Betrieb (46 Prozent) über gestiegene Einkaufspreise. Nur 14,6 Prozent der Befragten gelang es dagegen ihre Verkaufspreise anzuheben. Bei den meist materialintensiven Handwerksbranchen hatte dies zur Konsequenz, dass trotz steigender Betriebsleistung die Unternehmensrendite nur marginal verbessert werden konnte. 

Befragt nach den Erwartungen hinsichtlich der zukünftigen Geschäftslage fiel das Urteil der pfälzischen Handwerker erstaunlich positiv aus. 37,9 Prozent der Befragten erwarten eine gute Geschäftslage, 47,7 Prozent eine zufriedenstellende wirtschaftliche Entwicklung und nur 14,3 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Alleine das seit Jahren in der Dauerkrise befindliche Nahrungsmittelhandwerk schaut weiter mit Sorge in die Zukunft. In dieser Branche erwartet jeder dritte Betrieb weitere Umsatzrückgänge.

 Wegen den bevorstehenden Wintermonaten rechnet das pfälzische Handwerk erwartungsgemäß mit einer leicht rückläufigen Umsatzentwicklung und einem leichten Rückgang bei der Beschäftigtenzahl. Vergleicht man jedoch die Ergebnisse mit denen aus der Herbstumfrage 2010 wird deutlich, dass aufgrund des aktuell guten Auftragsvorlaufs die zu erwartenden Rückgänge voraussichtlich deutlich geringer ausfallen werden. Insgesamt schaut damit das pfälzische Handwerk trotz allgemein vorherrschender Rezessionsängste weiterhin positiv in die Zukunft.