v.l.: Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler, BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser und Kammerpräsident Dirk Fischer
03.12.2025Pfälzisches Handwerk vor Herausforderungen
Vollversammlung: Handwerkskammer der Pfalz stellt die aktuelle Wirtschafts- und Ausbildungssituation vor.
Am 2. Dezember sprach Präsident Dirk Fischer in der dritten Sitzung der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz in der aktuellen Wahlperiode von einer konjunkturellen Abkühlung im pfälzischen Handwerk. Die Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage zeigten, dass das pfälzische Handwerk zwar weiterhin widerstandsfähig geblieben sei, die Betriebe jedoch vor spürbaren Herausforderungen stünden. Der in einigen Gewerken erwartete Personalabbau, eine verhaltene Investitionsbereitschaft und die gedämpften Umsatz- und Auftragserwartungen deuteten darauf hin, dass viele Handwerksbetriebe ihre wirtschaftlichen Entscheidungen derzeit mit großer Vorsicht träfen. Dennoch bleibe das pfälzische Handwerk trotz schwieriger Rahmenbedingungen ein stabiler Pfeiler der regionalen Wirtschaft. Doch ohne spürbare Entlastungen und verlässliche Wachstumsimpulse drohe die Widerstandskraft vieler Unternehmen an ihre Grenzen zu stoßen.
Vor allem strukturelle Probleme wie Fachkräftemangel, Bürokratiebelastung und die Zurückhaltung bei Investitionen müssten dringend behoben werden. Deshalb habe man mit Blick auf die Landtagswahl im kommenden Frühjahr einen Forderungskatalog aufgestellt, der die Herausforderungen benenne, aber auch Lösungsansätze beinhalte.
In seinem Bericht wies Präsident Fischer darauf hin, dass sich die Ausbildungssituation gegenüber dem Vorjahr verbessert habe. Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse läge aktuell fast acht Prozent über der des Vorjahresmonats. Ein ernstzunehmendes Problem sei aber die unzureichende Ausbildungsfähigkeit vieler Schulabgänger*innen. "Viele Schülerinnen und Schüler verfügen gerade in den naturwissenschaftlich-mathematischen Fächern noch nicht einmal über die Mindeststandards", beklagte der Kammerpräsident. Neben einer Stärkung der Unterrichtsfächer Deutsch und Mathematik forderte Dirk Fischer mehr Praxisphasen an Schulen, damit junge Menschen frühzeitig lernen, was Handwerk bedeute: "Verantwortung übernehmen, mit den Händen gestalten und Erfolg im Team erfahren."
Als Gast begrüßte Fischer den Präsidenten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB), Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser. Er beleuchtete in seinem Vortrag die Bedeutung der beruflichen Bildung im Handwerk. "Die Berufsausbildung hat immer noch eine wichtige Rekrutierungsfunktion für den Arbeitsmarkt. Die positive Entwicklung der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse bei der Handwerkskammer der Pfalz zeigt das besondere Engagement der Kammer bei der Berufsorientierung junger Menschen. Grundsätzlich gilt es, alle Potenziale zu heben, um Menschen arbeits- und erwerbsfähig zu machen. Dafür müssen Wirtschaft und Gesellschaft veränderungsbereit sein", erklärte der Berufsbildungsexperte.
In einem Rückblick auf das Jubiläumsjahr der Handwerkskammer der Pfalz verwies Fischer auf zwei Infoveranstaltungen in den Berufsbildungs- und Technologiezentren an den Standorten Ludwigshafen und Kaiserslautern. Dort hatte die Kammer über 100 Betriebe zu Gast, die sich über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Handwerksunternehmen informierten.
Verschiedene Workshops und Vorträge eröffneten vielen Handwerksbetrieben leicht zugängliche Möglichkeiten, ihre Arbeit durch KI effizienter zu gestalten und neue Potenziale zu erschließen.