27.06.2012Vollversammlung Juni 2012

Sicherung des Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs bleibt die größte Herausforderung

Handwerkskammer der Pfalz stellt bei der Vollversammlung aktuelle Wirtschafts- und Ausbildungsdaten und den Geschäftsbericht 2011 vor

Vor der Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz hat Präsidentin Brigitte Mannert eine sehr positive Bilanz über die wirtschaftliche Lage im pfälzischen Handwerk gezogen. Weniger gut fiel ihre Bilanz zur Ausbildungssituation aus. Der Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2011 wurde von Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich vorgestellt.

In ihrem Sachstandsbericht sagte Mannert, dass „sich das pfälzische Handwerk in einer guten Verfassung“ befinde. Sie erläuterte diese Einschätzung mit den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage zur Handwerkskonjunktur und begründete sie vor allem mit den positiven Einschätzungen zur Geschäftslage. 82 Prozent der befragten Betriebe hätten sich gut oder zufriedenstellend zu ihrer Geschäftslage geäußert; das seien genauso viel wie vor einem Jahr, allerdings sei die Zahl der ausgesprochen „guten“ Einschätzung noch einmal deutlich angestiegen. Eine gegenüber dem Vorjahr verbesserte Geschäftslage bescheinigte sie den Ausbauhandwerken und den Handwerken für den gewerblichen Bedarf.

Die Präsidentin wies darauf hin, dass das deutsche Handwerk sogar den „Rekordwert vom Vorjahr übertroffen und das beste erste Quartal seit dem Wiedervereinigungsboom Anfang der 90er Jahre erreicht“ habe. Das Handwerk profitiere von einer weiterhin robusten Binnenkonjunktur. Steigende Kaufkraft, die günstige Arbeitsmarktentwicklung, steigende Löhne, ein historisch niedriges Zinsniveau sowie der Trend, Vermögen nicht mehr bei Banken anzulegen, sondern in die eigenen vier Wände zu investieren, führten bei den pfälzischen Handwerkern zu gut gefüllten Auftragsbüchern.

Zur politischen Einordnung der Wirtschaftslage sagte Mannert, die gute Entwicklung dürfe nicht über Risiken hinwegtäuschen. Dazu gehörten der demographische Wandel, die Energiewende, die Haushaltskonsolidierung und die Schuldenkrise. Durch Blockadehaltungen in wichtigen Fragen wie der Steuergerechtigkeit oder bei den Anreizen für die Energiewende werde das Vertrauen in die Verlässlichkeit von Politik gefährdet, sagte Mannert. In der Energiepolitik forderte sie, „endlich die Weichen für die nächsten wichtigen Schritte in der Energiewende zu stellen“. Vergleichbares gelte für den Abbau der kalten Progression. Sie führe dazu, dass bei Lohnerhöhungen die Steuerlast bei kleinen und mittleren Einkommen stark ansteige. Deshalb bleibe das Handwerk dabei, mehr „Netto vom Brutto“ zu fordern.

In ihrem Bericht zur Ausbildungssituation wies die Kammerpräsidentin darauf hin, dass die Handwerkskammer mittlerweile im fünften Jahr hintereinander einen Rückgang der Ausbildungsverhältnisse verzeichne. Die größte Herausforderung für das Handwerk bleibe deshalb „die Sicherung des Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs“. Und deshalb sei es unerlässlich, „die Berufsorientierung, die Berufswahlbegleitung und die individuelle Berufswegeplanung in allen allgemeinbildenden Schulen möglichst frühzeitig zum Standardangebot zu machen“. Schule solle nicht nur „gesellschaftsfähig“, sie müsse auch „beschäftigungsfähig“ machen, sagte Mannert.

Zu den wichtigsten statistischen Zahlen aus dem Geschäftsbericht 2011, den Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich vorstellte, gehört ein Anstieg der eingetragenen Handwerksbetriebe um 185 auf 17.668 und eine Abnahme der eingetragenen Ausbildungsverträge um 609 auf 7.018. Mit 767 Betriebsberatungen und 1.498 Rechtsberatungen hat die Handwerkskammer im vergangenen Jahr auch einen wichtigen Service für Handwerksbetriebe in der Pfalz geleistet.