16.02.2011Wertvolles Kapital, das sich verzinsen wird

Handwerkskammer der Pfalz verabschiedete in Neustadt 285 erfolgreiche Jungmeisterinnen und Jungmeister des Prüfungsjahrganges 2010 mit Dr. Franz Alt als Festredner 

Bei der traditionellen Meisterfeier der Handwerkskammer der Pfalz haben vor über 1.000 Besuchern im Saalbau in Neustadt an der Weinstraße 285 erfolgreiche Jungmeisterinnen und Jungmeister des Prüfungsjahrganges 2010 ihre Meisterbriefe in Empfang genommen. Festredner war der Journalist und Buchautor Dr. Franz Alt. 

In ihrer Begrüßungsansprache beglückwünschte die Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz, Brigitte Mannert, die Jungmeisterinnen und Jungmeister zu einer Fortbildung, die sie dazu in die Lage versetze „unternehmerisch handeln und Lehrlinge ausbilden zu können“. Sie hätten sich damit ein „wertvolles Kapital erworben, „das sich verzinsen wird“, sagte Mannert. Sie lobte die Lern- und Leistungsbereitschaft der jungen Handwerkerinnen und Handwerker mit dem Hinweis darauf, dass sie allen Grund haben „stolz auf den Meistertitel zu sein und auf das, was Sie geleistet haben“. Unter anhaltendem Beifall der Besucher, unter denen sich vor allem Lebenspartner, Freunde und Familiengehörige befanden, forderte Mannert die jungen Meisterinnen und Meister auf, sich kurz von ihren Plätzen zu erheben, um sie „hier und heute offizielle in den Meisterstand erheben zu können“. Sie bedankte sich bei Allen, die die jungen Meisterinnen und Meister während ihrer Ausbildung begleitet und unterstützt haben.  

Im politischen Teil ihrer Rede ging Mannert auf das neue Landeshochschulgesetz der rheinland-pfälzischen Landesregierung ein. Aufgrund dieser Neuregelung können seit dem 1. September 2010 Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister jedes Fach an einer Fachhochschule oder Universität in Rheinland-Pfalz studieren. Und auf der Grundlage dieser Novelle können jetzt Gesellinnen und Gesellen, die ihre Berufsausbildung mindestens mit der Note 2,5 abgeschlossen und mindestens zwei Jahre im Beruf gearbeitet haben, jedes Fach an einer Fachhochschule studieren oder ein berufsbezogenes Studium an einer Universität aufnehmen. Sie erhoffe sich von dem Gesetz, „dass dadurch das Handwerk für qualifizierten Berufsnachwuchs noch attraktiver wird“, sagte Mannert.  

In seinem Festvortrag beschäftigte sich Dr. Franz Alt mit den globalen Energie- und Rohstoffproblemen, erneuerbaren Energien, der drohenden Klimakatastrophe und Alternativen zur vorherrschenden Energiepolitik, wie er dies in seinem erfolgreichen Buch „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ formuliert hat. Alt machte deutlich, dass das Weltklima nur mit einer „solaren Energiepolitik“ zu retten sei. Die Wirtschaft, so eine seiner Thesen, werde lernen müssen, „mit der Sonne zu arbeiten“ und dazu werde der steigende Ölpreis beitragen.  

Vor den versammelten Jungmeisterinnen und Jungmeistern warb Alt dafür, erneuerbare und alternative Energien in allen Gewerken zu nutzen und die Geschäftsmodelle in den Bau-, Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerken an Energieeffizienz und alternativen Energien auszurichten. Wer auf den Einsatz von erneuerbaren Energien, Biomasse, Erdwärme und Energieeffizienz setze, werde zu den „Gewinnern der Energiewende gehören“. Wer dagegen weiter auf Atomstrom, Erdöl, Kohle und Erdgas setzte, werde sich schon in naher Zukunft auf der Verliererseite wieder finden. Alt lobte in seinem mit Spannung verfolgten und mit viel Applaus belohnten Vortrag das Handwerk und den Mittelstand als die Wirtschaftskraft, die einen „wichtigen Beitrag zur Energiewende geleistet hat und leisten wird“. Die mittelständische Wirtschaft sei „innovativer als die Großindustrie“, sagte Alt, und deshalb sei sie die „Wirtschaftsmacht von morgen“.  

Über ihre Motivation, die Meisterprüfung abzulegen, und über ihre Zukunftspläne sprach der Geschäftsbereichsleiter der Handwerkskammer der Pfalz, Werner Stephany, der die Meisterfeier moderierte, mit Maler- und Lackierermeisterin Nicole Elflein, Stuckateurmeister Stefan Bengelsdorf und Feinwerkmechanikermeister Holger Orschel. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Jazzchor Ettlingen, der das Publikum mit einer gelungen Mischung aus klassischem und modernem Chorgesang überzeugte.